Bischof Fischer für Ehrenprimat des Papstes
Bei einer möglichen Vereinigung von evangelischer und katholischer Kirche könnte der Papst den Ehrenprimat erhalten. Dafür spricht sich der badische Bischof Ulrich Fischer aus. Das Papstamt ist einer der wichtigsten Streitpunkte im ökumenischen Gespräch.
18.04.2010
Von Bernd Buchner

Die Anerkennung eines Ehrenvorrangs für das katholische Kirchenoberhaupt sei ein "bis heute höchst anstößiger, aber für die weitere ökumenische Debatte fruchtbarer Gedanke", sagte Fischer bei einem Gottesdienst am Sonntag in Wittenberg. Der verstorbene Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe ihn in seiner Amtszeit selbst vorgebracht. Es handele sich um einen Vorschlag, "der zu Unrecht auf evangelischer Seite kaum positive Reaktionen ausgelöst hat".

Fischer äußerte sich bei einem Festgottesdienst zum 450. Todestag von Philipp Melanchthon (1497-1560) in der Wittenberger Stadtkirche. Er würdigte den Reformator als "Vorbild des Ausgleichs und der Versöhnung" sowie als "Vorläufer der modernen Ökumene". Melanchthons Bereitschaft, den Papstprimat anzuerkennen, wenn dadurch die Kircheneinheit gerettet werden könne, habe ihm viel Ärger eingebracht, unterstrich der badische Bischof. Das Wirken des Wegbegleiters Luther stehe aber "jeder konfessionellen Selbstgenügsamkeit" entgegen.

Wichtiger ökumenischer Streitpunkt

Das katholische Papstamt mit seinem Anspruch auf ein Primat in Rechtsfragen ist neben dem Abendmahl und der Ämterfrage einer der großen ökumenischen Streitpunkte. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen sowie die Orthodoxie lehnen den Papstprimat als nicht hinreichend biblisch begründet ab. Über einen möglichen Ehrenvorrang, wie ihn etwa der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel in der Orthodoxie hat, wird bereits seit vielen Jahrzehnten immer wieder diskutiert.

Als leitender Geistlicher der Union Evangelischer Kirchen (UEK) ist Fischer der ranghöchste Vertreter der unierten Landeskirchen in Deutschland. In diesen sind sowohl lutherische als auch reformierte Gemeinden vertreten. Der Gedanke eines Ehrenprimats für den Papst im Fall einer Vereinigung der Kirchen war bisher lediglich von Spitzenvertretern der Lutheraner aufgegriffen worden, etwa vom bayerischen Landesbischof Johannes Friedrich, der auch leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. UEK und VELKD sind sogenannte gliedkirchliche Zusammenschlüsse innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

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