Mixa räumt Ohrfeigen ein - Grüne verlangen Rücktritt
Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat eingeräumt, Heimkinder geohrfeigt zu haben. Er war seit Wochen wegen Prügelvorwürfen unter Druck. Die Grünen verlangen Mixas Rücktritt.

Der Geistliche soll früher als Pfarrer im Kinderheim Sankt Josef im oberbayerischen Schrobenhausen Kinder geschlagen haben. Bisher hat der Bischof die Vorwürfe zurückgewiesen. In neuen Aussagen unterscheidet er aber zwischen Prügel und Ohrfeigen.

In einer schriftlichen Erklärung an die Deutsche Presse-Agentur (dpa) teilte Mixa am Freitag mit, "wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann. Das war damals vollkommen normal und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch."

"Mehrfach gelogen"

Der SPD-Politiker und Landtagsvizepräsident Franz Maget sowie die Grünen forderten Mixas Rücktritt. Der Bischof habe zu den Vorwürfen, Heimkinder geschlagen zu haben, mehrfach gelogen, sagte Grünen- Fraktionschefin Renate Künast nach Angaben der Bundestagsfraktion. "Besonders perfide" von Mixa sei es, sich mit der Behauptung reinwaschen zu wollen, Ohrfeigen seien normal und das hätten alle so gemacht. Mixa habe den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verspielt. Maget forderte als Vorsitzender des Münchner Vereins "Kirche und SPD", Mixa solle sein Amt bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Kindesmisshandlung und finanzieller Unregelmäßigkeiten ruhen lassen.

Mixa hatte stets bestritten, Kinder geschlagen zu haben. Dabei bleibe er auch, was mehr als Ohrfeigen betreffe. "Zu den Vorwürfen wegen schwerer körperlicher Züchtigungen, die in der 'Süddeutschen Zeitung' gegen mich erhoben worden sind, habe ich von Anfang an klar gesagt, dass ich zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt habe."

Beauftragter erstattet ersten Bericht

Der vom Schrobenhausener Kinderheim Sankt Josef eingesetzte Sonderbeauftragte Sebastian Knott bestätigte in einem ersten Bericht, dass es seitens Mixa Übergriffe auf Heimkinder gegeben habe. In einer eidesstattlichen Erklärung habe ein ehemaliges Heimkind erklärt, es sei 1976 von dem damaligen Stadtpfarrer "mit voller Wucht ins Gesicht" geschlagen worden. Hintergrund war, dass der damals 16- Jährige aus dem Heim weggelaufen und von der Polizei zurückgebracht worden war.

Ein anderes Heimkind berichtete, in der Zeit von 1990 bis 1997 von Mixa geohrfeigt worden zu sein. Dabei habe es sich bisherigen Erkenntnissen zufolge um "konkrete Affekttaten in Einzelfällen" gehandelt, sagte Knott. Von einer "Kultur des Prügelns" in dem Heim könne nicht gesprochen werden. In eidesstattlichen Erklärungen ehemaliger Heimzöglinge wird jedoch von brutalen Prügelattacken mit Faust und Stock durch Mixa berichtet.

Gelder falsch verwendet

Die Überprüfung von Stiftungsmitteln zu Mixas Zeiten hätten den Verdacht "satzungswidriger Verwendung" von Finanzen erbracht, sagte der Sonderermittler. Zahlreiche Gegenstände seien von der Pfarrei, der Mixa vorstand, eingekauft und unzulässigerweise über die Heimstiftung bezahlt worden. Eine strafrechtliche Wertung wolle er erst in seinem Schlussbericht abgeben.

Bei seinem Versuch, Mixa persönlich zu den Vorfällen zu befragen, sei er an einen Münchner Anwalt verwiesen worden. Dieser habe erklärt, Mixa stehe weiterhin für ein Gespräch mit ehemaligen Heimkindern bereit und wolle zur Aufklärung der finanziellen Ungereimtheiten beitragen.

dpa