Noch ist Kerstin Köhler guter Dinge, auch wenn sie seit zehn Uhr morgens mit ihrer sechsjährigen Tochter Luise und ihrer Mutter am Frankfurter Flughafen festsitzt. "Es kann ja keiner was dafür, dass der Vulkan ausgebrochen ist", sagt sie und hofft darauf, dass es vielleicht irgendwann weitergeht. Ihr Urlaubsflug nach Teneriffa, der um 14.40 Uhr starten sollte: verschoben. Aus Kassel sind die beiden Frauen mit dem Kind (Foto unten: Lieselotte Wendl) am Morgen angereist und haben nun die Auskunft bekommen: Frühestens morgen geht's weiter. Für Luise ein kleines Abenteuer. Sie freut sich, dass sie am Flughafen schlafen darf, und findet es auf einmal gar nicht mehr so wichtig, am Abend schon in den Hotelpool auf Teneriffa zu springen.
So fröhlich sind nicht alle, die immer wieder auf die vier großen Anzeigetafeln starren. Mit ganz wenigen Ausnahmen steht hinter fast 100 Flugpositionen immer das gleiche Wort: annulliert. Vor allem, dass sie ihr Gepäck ständig mit sich herumschleppen muss, nervt zum Beispiel Sigrid Oueslati. Sie hat mehrere riesige Koffer dabei, weil sie ein halbes Jahr in Tunesien bleiben will. Eigentlich könnte sie die Wartezeit zu Hause verbringen, wohnt sie doch nah am Flughafen. Aber "der Kühlschrank ist leer, die Wohnung quasi eingemottet". Dabei scheint sie gute Karten zu haben. Hinter Flug 745 nach Tunis wird seit dem Morgen immerhin eine Abflugzeit angegeben. Um 19.30 statt wie geplant um 12 Uhr soll der Flieger abheben, verspricht die Anzeigentafel.
Getränke, Knabbereien, Zeitungen
Dass es dazu wirklich kommt, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Lufthansa etwa lässt ihren Passagieren auf einem Informationsblatt mitteilen, dass in Frankfurt zurzeit keine Starts und Landungen stattfinden – wie übrigens auf vielen anderen deutschen und ausländischen Flughäfen auch. Getränke und kleine Knabbereien und Zeitungen hat die Fluggesellschaft vorläufig bereitgestellt. Die Airlines und der Flughafenbetreiber Fraport haben überall zusätzliches Servicepersonal eingesetzt, um Auskünfte zu geben und die Massen zu steuern.
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Die drängen sich nämlich in endlosen Schlangen vor den Schaltern, bei denen Flüge umgebucht, storniert oder Hotelgutscheine für eine Übernachtung abgeholt werden können. Ob diese allerdings hilfreich sind, kann bezweifelt werden. In Frankfurt ist Messe und die wenigen noch freien Hotelzimmer sind längst vergeben. In der Halle mit den Check-in-Schaltern für die Ferienflieger herrscht dagegen Leere. Einige wenige Airline-Angestellte sitzen dort und warten auf weitere Informationen.
Gedränge an den Bahnschaltern
Zwei Stockwerke tiefer vor den Schaltern der Deutschen Bahn dagegen wieder großes Gedränge: Viele Inlandspassagiere versuchen nun, auf den Zug umzusteigen. Ein junges Paar in der S-Bahn auf dem Weg zum Flughafen ist jedenfalls fest entschlossen: "Heute Abend sind wir in Paris, wenn nicht mit dem Flieger, dann mit der Bahn, und wenn gar nichts geht, fahren wir eben mit dem Bus."
Wie lange der Vulkan auf Island noch mit seiner Aschewolke den Flugverkehr lahmlegen wird, weiß niemand. Am Nachmittag wurden die Flughäfen in Stuttgart und Saarbrücken wieder geöffnet. Doch die Behinderungen werden noch Tage andauern. Was für Flugreisende ärgerlich, für die Airlines und den Flughafenbetreiber ein noch nicht zu messender wirtschaftlicher Ausfall ist, bringt wenigstens einigen Menschen auch Positives. Die Bewohner der in Flughafennähe gelegenen Städte und Gemeinden genießen zum ersten Mal in ihrem Leben nämlich einen Tag ohne Fluglärm.