Lieber in den Knast als zum Sexualkundeunterricht
Im Kreis Paderborn sind zwei Baptisten-Mütter in sogenannte Erzwingsungshaft genommen worden, weil sie aus religiösen Gründen ihre Kinder vom Sexualkundeunterricht fernhielten. Eine der beiden Frauen und ihr Ehemann seien bereits 2008 zu einer Geldbuße von je 120 Euro wegen Verstoßes gegen das Schulgesetz verurteilt worden, sagte der Paderborner Oberstaatsanwalt Burkhard Dannewald am Donnerstag dem epd. Sie hätten sich geweigert, ihre Kinder an einer schulischen Theateraufführung zur Prävention gegen sexuelle Gewalt teilnehmen zu lassen.
16.04.2010
nrw.evangelisch.de

Das Ehepaar habe 2008 Einspruch gegen den Bußgeldbescheid eingelegt, der vom Oberlandesgericht Hamm abgewiesen worden sei, sagte Dannewald weiter. Weil sich das Ehepaar weiter weigerte, das Bußgeld zu bezahlen, seien sie zu je einer Haftstrafe von acht Tagen verurteilt worden. Der Ehemann habe seine Strafe bereits Ende vergangenen Jahres verbüßt. Seine Ehefrau und mehrfache Mutter sei am 7. April festgenommen worden. Sie werde in dieser Woche aus der Haft entlassen. In dem Fall der weiteren Baptistenmutter handele es sich um den gleichen Vorgang.

Die baptistischen Familien stammen aus einer streng religiösen Gemeinde in Salzkotten. Anlass für den Elternboykott war das kindgerechte Präventionstheaterstück "Mein Körper gehört mir", das in der Salzkottener Grundschule und weiteren Grundschulen in NRW seit Jahren zum Unterrichtsprogramm in der Sexualaufklärung gehört. (epd)