Vulkanausbruch legt Flugverkehr in Europa lahm
Der Ausbruch des isländischen Eyjafjalla-Vulkans zwingt den Flugverkehr in weiten Teilen Europas in die Knie. Am Donnerstag wurden nach und nach alle Starts und Landungen in den skandinavischen Ländern und in Großbritannien einschließlich aller Londoner Flughäfen abgesagt. Auf der wichtigsten Drehscheibe des europäischen Flugverkehrs in Heathrow saßen Tausende Passagiere fest.

Unklarheit herrschte bis Mittag über die Folgen für den deutschen Luftraum. In Brüssel kündigte die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol wegen der Aschewolke die Schließung von Teilen des deutschen Luftraums an. Von 14 Uhr an beginne die Schließung über Belgien und den Niederlanden sowie über Teilen Deutschlands, sagte eine Behördensprecherin.

Von der Deutschen Lufthansa verlautete, dass bisher keine Angaben zu Sperrungen des deutschen Luftraums vorliegen. Möglicherweise beträfen die Angaben von Eurocontrol nur kleine Teile Deutschlands, wovon Lufthansa nicht betroffen sei, sagte Sprecher Thomas Jachnow am Mittag.

"Es kann ein paar Tage dauern, aber auch ein paar Jahre"

Wenig tröstliche Mitteilungen konnten die Behörden auf Island machen, wo der Gletschervulkan am Vortag zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen ausgebrochen war. Der Krater stößt weiter eine gewaltige Säule aus Rauch und Asche in den Himmel. Der Wind treibt die Asche in östlicher Richtung auf den europäischen Kontinent zu. Die Lavaasche ist gefährlich für Düsentriebwerke und beeinträchtigt außerdem die Sicht der Piloten.

Über die mögliche Dauer dieser Probleme sagte die Sprecherin der isländischen Luftfahrtbehörde ISAVIA, Hjördis Gudmundsdóttir, in Reykjavik: "Das wissen nur die Wettergötter. Es kann ein paar Tage dauern, aber auch ein paar Jahre." Wegen der Windrichtung kann der internationale Flugverkehr von und nach Island über den Flughafen Keflavik weiter ohne Probleme abgewickelt werden.

Die Lufthansa musste zahlreiche Flüge nach Großbritannien und Skandinavien streichen. Auf der Langstrecke nach Nordamerika gebe es teilweise Verspätungen von wenigen Flugminuten, da die Rauchwolken des Vulkans südlich umflogen werden müssten. In Reykjavik hieß es, dass Transatlantikflüge aus Amerika am ehesten noch südeuropäische Länder wie Portugal erreichen könnten.

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) rechnet nicht mit einer Sperrung des deutschen Luftraums nach dem Vulkanausbruch in Island. Die Aschewolke werde zwar in der Nacht über Deutschland erwartet. Gegebenenfalls würden Flugzeuge dann aber lokal herumgeleitet, sagte DFS-Sprecherin Ute Otterbein am Donnerstag in Langen bei Frankfurt. Ähnliches ist bei einem Gewitter üblich.

An diesem Freitag ist laut Flugsicherung aber mit Verzögerungen im Luftverkehr zu rechnen, wenn der britische Luftraum nach derzeitigem Stand am frühen Morgen wieder geöffnet werde. Zahlreiche Maschinen waren am Donnerstag auf deutschen Flughäfen gelandet, weil sie London nicht mehr anfliegen konnten. Diese würden dann alle am Freitag früh starten wollen. Eine Sperrung des Luftraums kann laut Flugsicherung ohnehin nur Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) anordnen. Die verschiedenen Behörden und Experten stünden in ständigem Kontakt. 

dpa