TV-Tipp des Tages: "Das Duo: Bestien"
Die ebenso fesselnde wie vielschichtige Geschichte bleibt bis zum Schluss völlig undurchsichtig. Sie beginnt mit einem Toten auf einem Hochsitz: Der Mann hat sich aus freien Stücken zu Tode gehungert.
15.04.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Das Duo: Bestien", 17. April, 20.15 Uhr im Zweiten

Gegen Ende, wenn sich die Ermittlungen auf nur noch eine Person konzentrieren, kommt diesem Krimi von Christian Görlitz etwas die Spannung abhanden. Über weite Strecken aber bietet der Autor und Regisseur eine ebenso fesselnde wie vielschichtige Geschichte mit vielen Ingredienzien. Wichtigste Zutat ist die Liebe, oder richtiger gesagt: das, was von ihr übrig geblieben ist. Mal ist die Zuneigung erkaltet, mal auf der Strecke geblieben; mal mündet die Entwicklung in Zynismus, mal in Mord. Reizvollstes Protagonistenpaar dieser emotionalen Talfahrt ist ein Landadel-Ehepaar, dessen von Matthias Brandt und Susanne Lothar mit hingebungsvoller Süffisanz vorgetragene Dialoge die pure Bosheit sind. Als die beiden aus der Handlung verschwinden, weil ein junger Däne ins Visier der Ermittlerinnen Marion Ahrens und Clara Hertz (Charlotte Schwab, Lisa Martinek) gerät, verliert der Film prompt enorm an Reiz.

Mit Jenny Schily und Thure Lindhardt

Görlitz’ Geschichte allerdings bleibt bis zum Schluss völlig undurchsichtig. Sie beginnt mit einem Toten auf einem Hochsitz: Der Mann hat sich aus freien Stücken zu Tode gehungert. Er war der Mann einer Geigerin (Jenny Schily), die ein Verhältnis mit dem adeligen Junker hatte. Darüber ist der Gatte nicht hinweggekommen und hat ihr nachgestellt, bis sie sich scheiden ließ; dann durfte er nicht mehr. Im Grunde wäre der Fall erledigt, wenn der Tote sein Sterben nicht in einem Tagebuch beschrieben hätte. Dort finden die Kommissarinnen auch einen Hinweis, der sie stutzig macht: Offenbar war der Mann in den Tod einer jungen Frau verwickelt. Tatsächlich finden Taucher im Hafenbecken eine Leiche. Aber die Hintergründe lassen sich erst aufdecken, als sich Clara auf eine heikle Mission einlässt; und nun kommt wieder der junge Däne (Thure Lindhardt) ins Spiel.

Dass Görlitz die Geschichte auch noch um Subventionsbetrug anreichert, ist fast zuviel des Guten, zumal Charlotte Schwab wenig überzeugend wirkt, als Marion Ahrens die entsprechenden Hintergründe einem Kollegen (und damit den Zuschauern) erklären muss. Dafür erfreut Görlitz’ Inszenierung immer wieder durch ihre Sorgfalt. Ein besonders bemerkenswertes Detail ist dabei der Angstschweiß, der den verschiedenen Verdächtigen bei den Vernehmungen auf die Stirn tritt.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).