TV-Tipp des Tages: "Schimanski: Asyl"
Dutzende Flüchtlinge sind in einem Container qualvoll erstickt. Schimanski wird in die Schlepperbande eingeschleust, damit die Polizei an die Hintermänner kommt. Dann aber fliegt die Tarnung auf.
15.04.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Schimanski: Asyl", 15. April, 20.15 Uhr im WDR

Im Vergleich zum einstigen Raubein sei der späte Schimanski viel reifer und souveräner, findet Götz George. So kann man das sehen. Man kann aber auch der Meinung sein, dass sich die Figur längst überlebt hat; dass der Mythos bloß noch benutzt wird, um Betroffenheitsfernsehen zu produzieren. "Asyl" aus dem Jahr 2002 ist ein gutes Beispiel für diese These: Es geht um Menschenhandel. Mit dem Schmuggel von Flüchtlingen etwa aus Tschetschenien wird mittlerweile angeblich mehr Geld verdient als mit Rauschgift. Und weil Menschenhandel eine schmutzige Sache ist, muss Schimanski mitmischen; zwar nicht ganz freiwillig, aber schließlich doch mit gewohntem Engagement.

Mit Sebastian Urzendwosky und Chiem an Houweninge

Der Film beginnt mit zwei Dutzend Leichen: Flüchtlinge sind in einem Container qualvoll erstickt. Bloß ein Junge, Attila (Sebastian Urzendwosky), hat überlebt. Schimanski adoptiert ihn kurzerhand und lässt sich dann vom alten Kumpel Hänschen (Chiem an Houweninge) und dessen immer noch schnöseligem Kollegen Hunger (Julian Weigend) unsanft als Undercover-Ermittler engagieren: Er wird in die Schlepperbande eingeschleust, damit die Polizei an die Hintermänner kommt. Dann aber fliegt die Tarnung auf; nun ist nicht nur Schimanski in Gefahr, sondern auch Attila.

Unnötige Mätzchen

Regisseur Edward Berger traute aber der Geschichte offenbar nicht ganz und bereichert die Handlung immer wieder um unnötige Mätzchen. Die Schnitte sind sprunghaft und die Handkamera wackelt derart, dass man unwillkürlich nach einem Halt sucht. Auf diese Weise entsteht eine Hektik, die der ansonsten eher unspektakulären Geschichte kaum angemessen ist. Ohnehin erinnert auch dieser "Schimanski"-Film, der insgesamt vierzigste, nur noch von Ferne an die einstigen "Tatort"-Glanzlichter, und das, obwohl (oder weil?) Autor Horst Vocks die Figur vor gut zwanzig Jahren gemeinsam mit Thomas Wittenburg erfunden hat.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).