Space-Shuttle-Ersatz wird in Bremen gebaut und getestet
In diesem Jahr geht in den USA eine Ära zu Ende - für die Europäer könnte es der Beginn einer neuen werden. Im September startet voraussichtlich das letzte Spaceshuttle zur internationalen Raumstation ISS. Danach mustern die Amerikaner ihre Raumfähren aus. Eine tragende Rolle bei der Versorgung der ISS übernimmt dann der europäische Raumtransporter ATV. Der wird zur Zeit getestet Ende des Jahres soll der zweite ATV "Johannes Kepler" ins All fliegen.
14.04.2010
Von Irena Güttel

Auch eine Weiterentwicklung des aktuellen ATV-Modells hat die europäische Weltraumbehörde ESA schon ins Auge gefasst. ATV steht für "Automated Transfer Vehicle" - "Automatisiertes Transport-Vehikel". Bemannte Flüge seien dagegen nicht geplant - auch nicht in ferner Zukunft, sagte der Leiter des ATV- Programms bei der europäischen Weltraumbehörde ESA, Nico Dettmann. Im Werk der EADS-Tochter Astrium testen Ingenieure zurzeit den Transporter von oben bis unten durch.

Mitte Mai soll er zum europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana verschifft werden, von wo er voraussichtlich Ende November mit rund sieben Tonnen Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Ausrüstung zur ISS abheben und anschließend in der Erdatmosphäre verglühen.

Im März 2008 hatte die ESA den ersten europäischen Raumtransporter "Jules Verne" ins All geschickt. Mit dem zweiten Modell wollen die Europäer nun vor allem seine Zuverlässigkeit beweisen. Deshalb haben die Experten vieles an ihm verbessert. Nach Angaben von Dettmann wurde unter anderem die Flugsoftware, der Druckregler und Teile der Lüftung verändert. Der Flug des dritten ATV "Edoardo Amaldi" sei jedoch noch wichtiger für die ESA, sagte Dettmann: "Er wird zu einem Zeitpunkt starten, wenn das Space Shuttle bereits stillgelegt ist."

Die ISS soll noch bis 2020 bleiben - versorgt von Europäern

Die verschiedenen Einheiten des nach dem italienischen Physiker Amaldi benannten Raumtransporters werden in Bremen schon zusammengesetzt. Die Montage des vierten ATV soll im Mai beginnen, der fünfte ist in Planung. Die Baukosten betragen der ESA zufolge für jede Raumfähre 400 bis 450 Millionen Euro.

"Wenn die ISS-Mission bis 2020 verlängert wird, brauchen wir einen ATV 6 und 7", sagte der Direktor für die ISS bei Astrium, Michael Menking. Die Raumfahrtagenturen der an der ISS beteiligten Staaten hatten kürzlich auf einer Konferenz in Japan beschlossen, die Station nach 2015 vorerst fünf weitere Jahre zu betreiben. Dem müssen aber noch die Regierungen zustimmen.

Außerdem will die ESA den ATV weiterentwickeln. Bislang verglüht er am Ende seiner etwa sechs Monate langen Mission in der Atmosphäre. Der Nachfolger ARV ("Advanced Re-Entry Vehicle") soll dagegen Fracht zur Erde zurückbringen können. Bis Ende des Jahres will Astrium eine Machbarkeitsstudie vorlegen. Ob der ARV jemals gebaut wird, müssen die Regierungen der ESA-Mitglieder entscheiden. Freya Scheffler-Kayser vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt rechnet wegen der Wirtschaftskrise und der hohen Neuverschuldung hierzulande mit Widerständen. "Ich denke, es wird eine lange Diskussion mit der Regierung geben."

dpa