Nach dem schweren Erdbeben in China hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tief betroffen gezeigt. In einem Telegramm an den chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao schrieb Merkel: "Es erfüllt mich mit großer Trauer und Bestürzung, dass bei dieser schweren Erdbebenkatastrophe in Ihrem Land zahlreiche Menschen den Tod fanden und viele verletzt wurden." Den Opfern und deren Angehörigen gelte ihr "tief empfundenes Mitleid", heißt es in dem Schreiben.
Bei dem verheerenden Erdbeben auf dem tibetischen Hochplateau in Nordwestchina sind mindestens 400 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 10.000 Menschen wurden verletzt. Die Erdstöße der Stärke 7,1 überraschten die Menschen am frühen Mittwochmorgen in der Präfektur Yushu in der Provinz Qinghai. Die 100.000 Einwohner zählende Stadt Jiegu, der Verwaltungssitz der Präfektur, wurde "fast dem Erdboden gleichgemacht", sagte der Funktionär Zha Xi von der Katastrophenzentrale der Nachrichtenagentur dpa in Peking. "Die meisten Häuser sind eingestürzt. Wir suchen nach Verschütteten."
Hilfe von außerhalb war auch acht Stunden nach dem Beben noch nicht eingetroffen. "Gegenwärtig sind wir bei den Rettungsarbeiten auf uns alleingestellt", sagte der Beamte. "Unsere Hauptaufgabe ist, verschüttete Menschen aus den Trümmern zu graben." Die Straße zum nahe gelegenen Flughafen sei nach Erdrutschen blockiert. "Wir bemühen uns, den Weg von der Gemeinde zum Flughafen freizubekommen, weil es die einzige Möglichkeit ist, um Hilfsgüter hierher zu bekommen."
Räumgerät fehlt
Es gebe vor Ort nur einige hundert Soldaten. "Sie sind alle schon an vorderster Front der Bergungsarbeiten." Ein Staudamm habe bedrohliche Risse gehabt, doch sei die Situation entschärft worden. "Das Wasser wurde komplett abgelassen, so dass jetzt keine Gefahr mehr herrscht", sagte Zha Xi. Mit bloßen Händen mussten Helfer nach Opfern graben. Es mangelte an Räumgerät und medizinischer Hilfe.
"Die Straßen von Jiegu sind voll mit Menschen in Panik und mit Verletzten, von denen viele aus Wunden am Kopf bluten", sagte ein Funktionär der Nachrichtenagentur Xinhua. "Ich sehe Verletzte überall. Das größte Problem ist jetzt, dass es keine Zelte gibt. Uns fehlen auch medizinische Ausrüstung, Medikamente und ärztliches Personal." Das Desaster in Qinghai weckte Erinnerungen an die Erdbebenkatastrophe im Mai 2008 in der Provinz Sichuan, wo mehr als 87.000 Menschen ums Leben gekommen waren.
Auch diesmal stürzten Schulen ein. Wie viele Kinder ums Leben kamen, war unklar. "Viele Studenten sind in den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes einer Berufsschule begraben", sagte ein Funktionär laut Xinhua. Ein Grundschullehrer sagte: "Die Gebäude unserer Schule stürzten alle ein." Das Beben sei vor Beginn des Unterrichts passiert. "Einige Schüler rannten aus den Schlafsälen, und jene, die nicht rechtzeitig flüchten konnten, wurden begraben."
Rettungsteams und medizinisches Personal wurden aus benachbarten Provinzen entsandt. 5000 Helfer wurden mobilisiert, wie Xinhua berichtete. Das Militär bereitete drei Flugzeuge mit Bergungstrupps und Hilfsmaterial vor. Das Verwaltungsministerium in Peking kündigte an, 5.000 Zelte sowie jeweils 50.000 Decken und Mäntel in die mehr als 4.000 Meter hoch gelegene Erdbebenregion auf dem Hochplateau zu schicken. In der Präfektur leben insgesamt 250.000 Menschen.
Fast alle Häuser eingestürzt
"Mein Haus zitterte gewaltig, dann stürzte es ein", erzählte der Vizenachrichtenchef des Fernsehens von Yushu, Karsum Nyima, der unverletzt davongekommen war. "Die Häuser hier sind meist aus Holz und Lehm gebaut", sagte der Funktionär im Staatsfernsehen. "Fast alle Häuser sind eingestürzt." Er beschrieb die Lage als chaotisch. "Die Menschen sind alle auf den Straßen, stehen vor den Trümmern ihrer Häuser." Viele suchten verzweifelt nach Verwandten.
Das Gebiet im Süden von Qinghai ist zwar dünn besiedelt, doch lag das Epizentrum nur 50 Kilometer westlich von Jiegu. Vor dem Beben hatten bereits in den frühen Morgenstunden kleinere Erdstöße der Stärke 4,7 die Region erschüttert. Viele Menschen wurden im Schlaf überrascht. Kommunikationsverbindungen ins Erdbebengebiet waren gestört, berichtete die Regierung in der 800 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Xining. Mindestens drei größere Nachbeben bis zu einer Stärke von 6,3 wurden registriert.