"Bei Herrn Popal ist bis heute die Mandatslage ungeklärt", sagte zu Guttenberg am Dienstag zur Begründung. Zudem sei die von dem Anwalt vorgeschlagene Verwendung der Entschädigung in Höhe von mehreren Millionen Euro für Projekte in der Unruheregion Char Darah bei Kundus "derzeit nicht umsetzbar". Die Entschädigungs-Verhandlungen sollen nun vom Auswärtigen Amt und vom Entwicklungsministerium direkt mit den Stammesältesten vor Ort geführt werden.
Bei den von einem Bundeswehroberst befohlenen Luftschlägen auf zwei Tanklaster in Char Darah waren am 4. September 2009 bis zu 142 Menschen getötet oder verletzt worden. Wieviele Zivilisten darunter waren, ist bis heute unklar. Das Verteidigungsministerium hatte im Winter eine Soforthilfe im Wert von 150 000 Euro für Brennholz, Decken, Kocher und Lebensmittel zur Verfügung gestellt. In den Verhandlungen mit dem Bremer Anwalt Popal ging es um eine zweite Entschädigungswelle, in der Projekte in der Region gefördert werden sollen.
Demonstranten fordern Unterstützung
Vor dem Büro der unabhängigen Menschenrechtskommission (AIHRC) in Kundus-Stadt demonstrierten am Dienstag rund 70 Menschen aus den von dem Luftschlag betroffenen Distrikten Char Darah und Aliabad. Sie forderten eine zügige Entschädigung. Andernfalls müssten die Verantwortlichen für den Angriff vor Gericht gestellt werden. Ein Demonstrant namens Nur Dschan, der nach seinen Angaben die rechte Hand bei dem Bombardement verloren hatte, sagte: "Die Deutschen haben versprochen, uns durch Karim Popal zu helfen, aber bis jetzt habe wir ihre Unterstützung nicht gesehen. Entweder müssen sie ihre Versprechen erfüllen, oder diejenigen, die hinter diesen Angriffen steckten, müssen vor ein internationales Gericht."
AIHRC-Provinzchef Saidullah Paiwand versprach, die Forderungen an die afghanische und die deutsche Regierung weiterzuleiten. Er nannte den Luftschlag "unverzeihlich und nicht zu rechtfertigen".
Popal gab nach Angaben des Verteidigungsministeriums an, knapp 80 Angehörige von Opfern des Bombardements zu vertreten. Später kam eine Menschenrechtsorganisation auf das Ministerium zu, die für teilweise dieselben Mandanten sprach. Die unklare Mandatslage ist aber nur einer der Gründe für den Abbruch der Verhandlungen. Popal schlug vor, ein Witwen- und Waisenhaus sowie eine Teppichknüpferei in Char Darah mit den Regierungsgeldern bauen zu lassen. Nach Einschätzung des Ministeriums könnten solche Großprojekte aber innerhalb kürzester Zeit zum Anschlagsziel für radikal-islamische Taliban werden. Nun sollen kleinere Projekte in der Region für eine Förderung gefunden werden.