Auch die Kanzlerin feiert den "Lehrer Europas"
Mit einem Festakt, Gottesdiensten und kulturellen Veranstaltungen wird ab Freitag in Wittenberg vier Tage lang an Leben und Wirken des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560) erinnert. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt in die Lutherstadt.

Melanchthon müsse als "Universalgenie" und "Lehrer Europas" wiederentdeckt werden, sagte der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die Lutherdekade, Prälat Stephan Dorgerloh, am Dienstag in Wittenberg. Die EKD hat unter der Adresse www.melanchthon.info Informationen zu dem Reformator, an dessen 450. Todestag erinnert wird, ins Internet gestellt.

Innerhalb der von der EKD bis zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ausgerufenen Dekade gedenken die Protestanten 2010 an den Tod Melanchthons am 19. April 1560. Das Gedenkjahr steht unter dem Motto "Reformation und Bildung". Der im badischen Bretten geborene Altphilologe und Theologe gilt als Wegbereiter der protestantischen Bildung und hat unter anderem mit dem Augsburger Bekenntnis ("Confessio Augustana") von 1530 die Schrift verfasst, auf die sich bis heute evangelische Kirchen in aller Welt berufen.

Festakt mit Merkel und Schneider

Am kommenden Montag werden zu einem Festakt in der Wittenberger Schlosskirche neben anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der amtierende EKD-Ratsvorsitzende Präses Nikolaus Schneider als Redner erwartet. Grußworte sind von Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer (CDU) und dem Regensburger katholischen Bischof, Gerhard Ludwig Müller, geplant. Bereits am Vortag sollen Festgottesdienste in der Stadt- sowie in der Schlosskirche in Wittenberg an den Humanisten Melanchthon (das Porträt rechts stammt von Lucas Cranach dem Älteren) erinnern. In der Stadtkirche wird den Angaben zufolge der badische Bischof Ulrich Fischer predigen.

Ebenfalls vom Wochenende an wird im ehemaligen Wohn- und Sterbehaus Melanchthons in Wittenberg die Ausstellung "Neue Schätze für Melanchthon" zu sehen sein. Darin sollen unter anderem Gemälde, Plastiken, Handschriften und alte Drucke erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden, sagte der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein. Die Ausstellung wird am Freitag von Ministerpräsident Böhmer eröffnet. Die Schau sei zugleich "Appetithappen" für eine neue Dauerausstellung in dem historischen Gebäude, die ab September auf erweiterter Fläche zu sehen sein werde, sagte Rhein. Noch im Jahresverlauf soll das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Haus erweitert werden.

Durch Ankauf des Nachbarhauses plane die Stiftung außerdem, den Garten hinter dem Haus wie zu Lebzeiten Melanchthons zu gestalten und für Besucher zugänglich zu machen. Am Samstag lädt das historische Haus zu einer langen Melanchthonnacht ein, bei der mit Theater und Lesungen über Leben und Wirken des Theologen informiert werden soll. Am Sonntag wolle man außerdem dem Beispiel Melanchthons als "Außenminister der Reformation" folgen, der stets den Dialog der Konfessionen vorantrieb, so Dorgerloh. Zu einem Podiumsgespräch in der Evangelischen Akademie werden Vertreter der reformierten, der orthodoxen sowie der lutherischen Kirche Finnlands erwartet.

epd