Staaten wollen "Atomtourismus" bekämpfen
Beim Atomgipfel in Washington wollen mehrere Staaten Maßnahmen gegen den Schmuggel mit Atommaterial entwickeln. Dem Iran droht gegen sein Atomprogramm eine neue UN-Resolution.

Die USA sehen Fortschritte bei ihren Gesprächen mit China über schärfere Iran-Sanktionen. Chinas Staatschef Hu Jintao habe bei einem Gespräch mit Präsident Barack Obama signalisiert, in dieser Frage mit den USA zusammenarbeiten zu wollen, sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses nach dem Treffen am Rand des Nukleargipfels in Washington. Konkrete Einzelheiten wurden allerdings nicht genannt.

Obama habe die Dringlichkeit unterstrichen, "und die Chinesen haben klargemacht, dass sie bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten", sagte Obamas Asien-Berater Jeff Bader. Es solle innerhalb von Wochen eine neue UN-Resolution geben. "Die Resolution wird dem Iran die Kosten der weiteren Verfolgung eines Atomprogramms verständlich machen", sagte Bader.

Dialog mit Teheran

Dagegen machte Brasilien in Washington klar, dass es eher auf Dialog mit Teheran setzt. Es sei besser zu reden, als Sanktionen zu verhängen. "Brasiliens Position ist, dass bis zuletzt Gespräche geführt werden sollten", sagte der brasilianische Verteidigungsminister Nelson Job"im. Die internationale Gemeinschaft solle "die geostrategische Umgebung des Irans analysieren, in der es "viele Länder mit Atomwaffen" gebe. Teheran sollten Garantien gegeben werden, dass der Iran nicht angegriffen werde.

Hauptthema des Gipfels in Washington, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnimmt, ist aber der Kampf gegen Nuklearterrorismus. Obama dringt dabei auf spürbare Fortschritte. Der Gipfel müsse konkrete Ergebnisse bringen, jedes Land solle einen eigenen Beitrag leisten, "damit die Welt ein bisschen sicherer wird", sagte der US- Präsident.

Kampf gegen Terroristen

Bei der Konferenz geht es konkret darum, Mittel und Wege zu finden, damit islamistische Fanatiker und Terroristen nicht in den Besitz von Nuklearmaterial kommen, mit dem sie Atombomben bauen können. Fast 50 Länder sind in Washington vertreten. Der Iran - wie auch Nordkorea - ist allerdings nicht dabei.

Es heißt, die Gipfelteilnehmer wollten sich darauf einigen, dass der Schmuggel von spaltbarem Material künftig weltweit strenger bestraft wird. Außerdem solle in einer Abschlusserklärung eine genauere "Buchführung" über Nuklearmaterial-Bestände gefordert werden.

Merkel: Kein gemeinsames Rechtssystem

Nach den Worten von Merkel fehlt der internationalen Gemeinschaft zur wirksamen Sicherung von Atommaterial vor Terroristen ein gemeinsames Rechtssystem. Sie sagte: "Es ist darauf hingewiesen worden, dass (...) gar keine juristischen Mechanismen existieren, mit denen die Staaten belangt werden können, die Nuklearmaterial an terroristische Organisationen weitergeben. Wir brauchen also eine internationale Rechtssicherheit."

Die Staats- und Regierungschefs von Russland bis zu den USA seien von dem gemeinsamen Ziel geleitet, die Sicherung nuklearen Materials umfassend zu verbessern und die richtigen Antworten auf die Bedrohungen des 21. Jahrhunderts zu finden, sagte Merkel. Sie mahnte, die Weiterverbreitung atomarer Waffen an Terrororganisationen sei ein reales Problem. Seit Ende des Kalten Krieges wachse die Gefahr durch von Terroristen ausgelöste (asymmetrische) Konflikte und Kriege immer weiter.

Al Kaida

Der Obama-Berater für Terrorismus, John Brennan, betonte, es gebe "klare Hinweise", dass das Terrornetz Al-Kaida in den vergangenen Jahren mehrfach versucht habe, in Besitz von Nuklearmaterial zu kommen. Al-Kaida arbeite dabei mit internationale Banden zusammen, die sich auf den Schmuggel mit spaltbaren Material konzentrierten.

Unterdessen wies Pakistan Berichte zurück, dass es die Produktion von atomwaffentauglichem Brennstoff ausweiten wolle. Der pakistanische Premierminister Yousuf Raza Gilani nannte einen entsprechenden Bericht der "New York Times" nicht wahr. Das Blatt hatte unter Berufung auf Geheimdienst-Satellitenaufnahmen berichtet, Pakistan baue für eine «zweite Generation» von Nuklearwaffen drei neue Atomanlagen.

Ukraine will Uran loswerden

Die Ukraine will ihr hochangereichertes Uran innerhalb von zwei Jahren loswerden. Ein Großteils des Materials, das für Atomwaffen verwendet werden könnte, solle noch dieses Jahr außer Landes geschafft werden, sagte Präsident Viktor Janukowitsch bei einem Treffen mit Obama in Washington. Obama sprach von einem "historischen Schritt".

Unklar war zunächst, wohin das gefährliche Uran kommen soll. Sowohl die USA als auch Russland würden dabei eine entscheidende Rolle spielen, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, am Montag. Die Ukraine, ein früherer Sowjet-Staat, habe nach wie vor genug hochangereichertes Material, um mehrere Atomwaffen zu bauen, meinte Gibbs.

dpa