Größere Ölpest am Great Barrier Reef vermieden
Neun Tage nach seiner Havarie am Great-Barrier-Korallenriff vor Australien schwimmt der aufgelaufene Kohlefrachter wieder. Schlepper zogen das 230 Meter lange Schiff am Montagabend (Ortszeit) erfolgreich vom Riff. Taucher sollten jetzt prüfen, wie beschädigt der Rumpf ist. Danach wird entschieden, ob die "Shen Neng 1" zur Reparatur nach China oder zurück in den Hafen von Gladstone geschleppt wird. Auch der Schaden am Riff, einem weltweit einzigartigen Ökosystem, wird schnellstmöglich untersucht.

An der befürchteten Umweltkatastrophe mit viel auslaufendem Öl schrammte das Riff knapp vorbei. Dennoch ermitteln die australischen Behörden gegen die Mannschaft, die den Frachter am Ostersamstag bei voller Fahrt und fernab der Schifffahrtsstraße auf das Riff lenkte. Die Kosten für die Bergung und die Beseitigung von Schäden muss der Schiffseigner, die chinesische Firma Shenzhen Energy, tragen.

[linkbox:nid=15460;title=Bildergalerie zum Great Barrier Reef]

Die Meeresschutzbehörde hatte die Bergungsspezialisten der dänischen Firma Svitzer am Montag zur Eile getrieben. In dem Gebiet vor der australischen Ostküste bei Rockhampton drohte schlechtes Wetter mit drei Meter hohen Wellen. Das hätte eine so heikle Schleppaktion nach schwieriger gemacht. Deshalb kamen die Schlepper zum Einsatz, obwohl noch nicht die gesamten 950 Tonnen Öl an Bord auf ein anderes Schiff umgepumpt waren.

Die Spezialisten waren zuversichtlich, dass der Frachter stabil genug ist und aus den Treibstofftanks kein Öl mehr auslaufen kann. An Bord sind noch 65 000 Tonnen Kohle, die der Frachter in Gladstone geladen hatte und nach China bringen sollte.

Chinesischer Frachter war nicht der erste - höhere Strafen geplant

Der Frachter hatte sich seit dem Unfall bei jeder Flut bewegt und war immer wieder über das Riff geschrammt. Seine Position verschob sich um insgesamt einen Kilometer, sagte ein Sprecher der Naturschutzbehörde. Taucher wollen prüfen, wie sehr das Riff in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Das Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Welt. Korallen sind nach australischen Analysen robuster als gedacht. Sie können sich von einem Schock erholen - wenn die Umweltbedingungen stimmen. Am Barrier Reef macht Experten achon länger die steigende Wassertemperatur Sorgen. Das führt zu einer Bleiche, die Organismen sterben ab, wenn die Temperatur nicht wieder sinkt.

Nach Angaben des Verkehrsministeriums haben in letzter Zeit viele Frachter Abkürzungen durch das Korallenriff auf das offene Meer genommen. Ein in Panama registrierter Frachter war nur einen Tag nach dem Unfall der "Shen Neng 1" abseits der Schifffahrtsstraße gesichtet worden. Die Crew wurde angeklagt. "Es ist an der Zeit, durchzugreifen", sagte Verkehrsminister Anthony Albanese. Die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh, will die Strafen für Schiffe, die Öl verlieren, verfünffachen.

dpa