Margot Käßmann bedankt sich für Unterstützung
Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat sich in einem Brief bei allen Menschen bedankt, die ihr nach ihrem Rücktritt geschrieben haben.

 "Mehrere Tage lang habe ich Post geöffnet und gelesen und war sehr berührt von den vielen guten Wünschen, dem Respekt und Vertrauen, das zum Ausdruck gebracht wurde", schreibt die Theologin in dem Brief, der am Freitag per Post verschickt wurde. Bei der Landeskirche waren rund 2.300 Briefe und Karten sowie mehr als 12.000 Mails eingegangen.

Käßmann hatte am 24. Februar die Konsequenzen aus einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss gezogen und alle kirchlichen Leitungsämter niedergelegt. Die promovierte Theologin bittet in ihrem Brief um Verständnis, dass es ihr nicht möglich sei, jedem persönlich zu danken. Sie könne leider nicht "auf alle Anregungen, manches Nachdenkliche, Ratschläge und individuelle Fragen eingehen", heißt es in dem Schreiben.

Es sei für sie ein "unendlich schwerer Schritt" gewesen, ihre Ämter aufzugeben, schreibt die 51-Jährige: "Zudem war der Anlass auch mit Blick auf die Vorbildfunktion natürlich beschämend." Die Verantwortung für ihr Fehlverhalten trage sie ganz persönlich. Die Ermutigungen in den Briefen hätten ihr gut getan. Dies sei für sie angesichts "der öffentlichen Hetze und Häme", die sie in einigen Medien wahrgenommen habe, besonders wichtig gewesen.

Eine berufliche Perspektive habe sie zurzeit noch nicht, schreibt die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bis zum Sommer werde sie in Hannover bleiben. Für sie bleibe weiterhin der Paulus-Vers wegweisend, den sie bei ihrer Ratswahl zitiert habe: "Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet."

Käßmann, die sich seit Februar ganz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, wird ihren ersten öffentlichen Auftritt beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München vom 12. bis 16. Mai haben. Nach Angaben des Kirchentags wird sie einen großen Teil der insgesamt 14 im Programm mit ihr angekündigten Veranstaltungen wahrnehmen. In Hannover predigt Käßmann als Pastorin der hannoverschen Landeskirche erstmals wieder am 30. Mai in der Marktkirche.

In einer aktuellen Umfrage der Hamburger Stiftung Wirtschaftsethik, dem "Ethik-Monitor", erreichte Käßmann den ersten Platz bei der Frage, welche Personen ihr Handeln besonders an Werten wie Ehrlichkeit und Gerechtigkeit ausrichteten. Ihr folgten nach Angaben des "Manager-Magazins" Fußball-Bundestrainer Joachim Löw auf Platz zwei und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf Platz drei.

epd

Der Text von Margot Käßmann im Wortlaut:

Allen mitfühlenden Menschen,
die mir durch Karten und Briefe Zeichen des Respekts und der Zuneigung aus Anlass meines Rücktritts vom Amt der Bischöfin der hannoverschen Landeskirche und der Vorsitzenden des Rates der EKD geschickt haben, möchte ich ganz herzlich danken!

Mehrere Tage lang habe ich Post geöffnet und gelesen und war sehr berührt von den vielen guten Wünschen, dem Respekt und Vertrauen, das zum Ausdruck gebracht wurde. Auch die Trauer, dass manche Hoffnung, die in mich gesetzt war, enttäuscht wurde, habe ich sehr bewusst wahrgenommen. Gefreut habe ich mich über den Dank, der für mein Engagement im bischöflichen Amt in mehr als zehn Jahren deutlich sichtbar geworden ist.

Es ist mir nicht möglich, Ihnen allen persönlich für den bezeugten Respekt zu danken, auf Anregungen, manches Nachdenkliche, Ratschläge und individuelle Fragen einzugehen. Dafür bitte ich Sie herzlich um Verständnis.

Für mich war es ein unendlich schwerer Schritt, meine Ämter aufzugeben. Zudem war der Anlass auch mit Blick auf die Vorbildfunktion natürlich beschämend. Die Verantwortung für mein Fehlverhalten trage ich ganz persönlich. Ihre Ermutigung aber hat mir schlicht gut getan, was für mich besonders wichtig war im Zusammenhang mit der öffentlichen Hetze und Häme, die danach in einigen Medien verbreitet wurde. Ihre Reaktion hat auch zu meiner Entscheidung beigetragen, am Ökumenischen Kirchentag in München teil zu nehmen.

Viele von Ihnen haben mich gefragt, wohin mein Weg jetzt führen wird. Ich weiß es einfach noch nicht. Bis zum Sommer werde ich in Hannover bleiben. Danach ergibt sich sicherlich eine Perspektive. Doch fühle ich mich weiterhin im gut biblischen Sinne „unverzagt“. Der Paulusvers, den ich bei meiner Wahl zur Ratsvorsitzenden zitiert habe: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet“ bleibt auch in dieser Situation für mich wegweisend.

In Verbundenheit,
Ihre
Margot Käßmann