"Wir hoffen, dass die Welt erlebt, ohne Atomwaffen zu sein."
Mit diesen Worten beendete der amerikanische Präsident am Donnerstag in Prag dieser Woche seine Rede bei der Unterzeichnung des Atomwaffenbegrenzungsvertrages. "Wir wollen die Welt sicherer machen", sagte auch der russische Präsident.
Als ich die Zeremonie vorgestern am Fernseher verfolgte, hatte ich den Eindruck: die beiden sprechen die gleiche Sprache. "Die Eiszeit ist definitiv vorbei", sagte hinterher ein Journalist, der alles aus nächster Nähe verfolgt hatte.
Viele Kommentatoren können daran noch nicht glauben. Sie sprechen davon, wie viel noch fehlt, bis die Welt erlebt, tatsächlich ohne Atomwaffen zu sein.
Vor fast dreißig Jahren gab es eine der größten Demonstrationen im Bonner Hofgarten. Gegen die Nachrüstung mit Atomwaffen. Wenn damals jemand gesagt hätte: ein amerikanischer und ein russischer Präsident verabreden die Begrenzung der Atomwaffen, die 350.000 Friedensdemonstranten hätten das mit ungläubigem Staunen aufgenommen.
Bei dieser Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten 1981 haben viele das Symbol der DDR-Friedensbewegung hochgehalten. Es zeigt einen Schmied, der Kriegsgeräte zu nützlichen Gegenständen umarbeitet. Das Symbol erinnert an visionäre Hoffnungssätze der Bibel. "Die Völker werden nicht mehr lernen Krieg zu führen, sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen." Es ist wie ein Gebet für die Zukunft der Erde, dass sie bewohnbar bleibt.
Ich bewundere den Realitätssinn der beiden Präsidenten. Sie sagten: "Dass die Welt ohne Atomwaffen sein wird, das werden wir in unserer Generation voraussichtlich nicht erleben." Aber sie sagten auch: "Man muss sich diesem Ziel stellen."
Ein Schwert kann man auch nicht im Handumdrehen zur Pflugschar umschmieden. Dazu braucht es handwerkliches Geschick und viel Geduld. Und wo es um weniger Atomwaffen gehen soll, braucht es gegenseitige Offenheit und Zusammenarbeit. "Leidenschaftlich und beharrlich", wie Barack Obama, sagte.
In Prag hat man endlich damit angefangen. Gott sei Dank.
Christoph Busch wurde 1938 in Witten im Ruhrgebiet geboren. Seit mehr als 30 Jahren lebt er in Frankfurt am Main. Er hat in unterschiedlichen Arbeitsfeldern als Pfarrer gearbeitet, in der Gemeinde, in der Schule und als Dekan in Frankfurt-Bockenheim. Heute ist er im Ruhestand und arbeitet ehrenamtlich mit bei der Evangelischen Flughafenseelsorge. In einem Frankfurter Gefängnis gibt er zudem Deutschunterricht für ausländische Strafgefangene. Im Schauspiel Frankfurt spielt er in einer Produktion des "laiensclub".