Spannungen vor Mordprozess in Südafrika
Vor Beginn des Verfahrens um den Mord an dem rechtsextremen Burenführer Eugene Terreblanche haben sich erste Spannungen zwischen weißen und schwarzen Südafrikanern entladen.

Vor dem Gerichtsgebäude in Ventersdorp, in dem am Dienstag die erste Vernehmung der mutmaßlichen Täter begann, kam es zu Rangeleien und Wortgefechten. Die Polizei musste vor dem mit Stacheldraht abgesicherten Gebäude etwa 200 weiße Anhänger der rechtsextremen "Afrikaner Weerstandsbeweging" (AWB) und einige Dutzend Schwarze trennen. Während die zum Teil paramilitärisch gekleideten AWB- Mitglieder die Nationalhymne Südafrikas aus Apartheidzeiten sangen, konterten die Schwarzen mit Liedern der Befreiungsbewegung.

Gegen einen 15-Jährigen und den 28-Jährigen Chris Mahlangu wird es nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Prozess wegen Mordes, Einbruchs und Raubes geben. Der 15-Jährige, dessen Name nicht genannt wurde, wird der erste Angeklagte Südafrikas sein, der nach einem am 1. April in Kraft getretenem Gesetz für beschuldigte Minderjährige eine Sonderbehandlung zu seinem Schutz genießen wird. Die beiden werden auch beschuldigt, das brutal zugerichte Opfer Terreblanche noch in besonderer Weise entwürdigt zu haben, in dem sie es nach der Tat am Samstag entkleideten.

Streit über Lohnzahlungen

Die Fortsetzung des Verfahrens wurde auf den 14. April festgelegt. Die Angeklagten gaben noch keine Erklärung über ihre mögliche Schuld ab. Ungeklärt blieb auch, ob der 15-Jährige überhaupt bei dem Mord für schuldfähig erklärt oder nur als Beihelfer angeklagt wird. Die beiden haben den Ermittlungen zufolge am Samstagabend den AWB-Führer Terreblanche (69) auf seiner Farm nahe Ventersdorp westlich von Johannesburg nach einem Streit über Lohnzahlungen brutal mit einer Machete und einem Schlagstock getötet zu haben. Zunächst hatte es geheißen, der ältere Täter sei 21 Jahre alt.

Der Anwalt des 15-Jährigen, Zola Majavu, übermittelte eine Botschaft des Jungen, der völlig verängstigt sei, an die Öffentlichkeit: "Bitte, bitte, tut meiner Familie nichts an!" Familienmitglieder erklärten, sie seien "verängstigt und traumatisiert" und fürchteten um ihr Leben. Terreblanche soll am Freitag in Ventersdorp beerdigt werden. Es werden Tausende von AWB-Mitgliedern aus dem ganzen Land erwartet.

"Keine Rache"

Sprecher der Organisation betonten am Montagabend, dass man entgegen ersten Äußerungen von AWB-Funktionären "keine Rache" wegen des Mordes üben wolle. "Die AWB wird sich in keiner Weise an einer gewalttätigen Vergeltung beteiligen, um Terreblanches Tod zu rächen", sagte der Funktionär Pieter Steyn. AWB-Generalsekretär Andre Visagie meinte allerdings in einem Telefongespräch mit E-TV, seine Organisation werde in ihrem Kampf auch künftig "Gewalt nicht ausschließen".

dpa