A Single Man (USA 2009)
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Jim ist nach außen hin ein unauffälliger Literaturprofessor, doch innerlich droht er zu zerbrechen: sein Lebensgefährte ist vor acht Monaten bei einem Autounfall ums Leben gekommen, seine Homosexualität und seine Herkunft als Brite, der nur zeitweise in Kalifornien lebt, machen ihn zum Außenseiter. Der Film begleitet ihn einen Tag seines Lebens: Am Morgen legt er sich einen Revolver zurecht, er plant seinen Selbstmord. Wird es eine Begegnung geben, die ihn von seinem Suizidvorhaben abhalten wird? Modemacher Tom Ford verfilmt in seinem Regiedebüt Christopher Isherwoods Roman "A Single Man" als sehnsüchtig-melancholische Eloge auf die Liebe und die Schönheit des Lebens. In der eigenwilligen Bildsprache und den perfekt nachempfundenen Kulissen der 60er Jahre bildet er das komplizierte Innenleben des Protagonisten und die strengen Konventionen der Zeit ab.
Regie: Tom Ford. Buch: David Scearce (nach dem Roman von Christopher Isherwood). Mit: Colin Firth, Julianne Moore, Nicholas Hoult, Matthew Goode, Jon Kortajarena. 101 Min. FSK: ab 12 ff.
Neukölln Unlimited (Deutschland 2010)
Die libanesische Familie Akkouch, lebt in Berlin-Neukölln nur unter Duldung der Asylbehörde und ist ständig von einer möglichen Abschiebung bedroht. Agostino Imondis Dokumentation begleitet die drei Söhne der Familie, sowie ihre Mutter bei den Behördengängen und im familiären Alltag. Alle drei Jugendlichen haben Karriere als Breakdance-Tänzer oder Hip Hop-Musiker gemacht und nutzen diese Aktivität als Ventil für die Wut, die sich in ihnen aufgrund ihres ungeklärten rechtlichen Status aufgestaut hat. Auf der Berlinale gewann die sachliche, aber mitreißende Dokumentation den Gläsernen Bären der Generation14plus-Jury.
Regie: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch. Buch: Agostino Imondi. Mit: Hassan Lial, Maradona Akkouch, Hassan Akkouch. 99 Min. FSK: ohne Altersbeschränkung.
Nothing Personal (Irland/Niederlande 2009)
Die Vagabundin Anne (Lotte Verbeek) hat ihr altes Leben komplett hinter sich gelassen und wird von dem eremitisch lebenden Fischer Martin (Stephen Rea) in sein Haus an der irlischen Küste aufgenommen. Zunächst haben sie eine einfache Vereinbarung: Sie kümmert sich um seinen Haushalt und Garten, dafür gewährt er ihr Unterschlupf und Verpflegung. Doch Martin ist fasziniert von der eigenwilligen, distanzierten Frau. Zunächst weist sie jeden Versuch der Annäherung schroff von sich, doch langsam beginnt sie zu realisieren, dass sie ihn ihm einen Geistesverwandten gefunden haben könnte. Das großartige Regiedebüt der holländisch-polnischen Regisseurin Urszula Antoniak ist eine zurückgenommene, aber empathische Liebeserklärung an das Alleinsein zu zweit.
Regie, Buch: Urszula Antoniak. Mit: Stephen Rea, Lotte Verbeek, Tom Charlfa, Fintan Halpenny, Sean McRonnel. 85 Min. FSK: ab 6 ff.
Zeit des Zorns (Deutschland/Iran 2010)
Fabrikarbeiter Ali Alavi (Rafi Pitts) hat sieben Jahre im Gefängnis gesessen, nun arbeitet er in der Nachtschicht einer Fabrik in Teheran. Eines Tages sind seine Frau und seine kleine Tochter auf mysteriöse Weise verschwunden: Die Frau sei bei Kämpfen der Polizei mit Rebellen getötet worden, erfährt er schließlich von den Behörden, später findet man auch die Leiche seiner Tochter. Tatsächlich scheinen beide bei einem Polizeieinsatz gegen Demonstranten ums Leben gekommen zu sein. Ali begibt sich auf einen Rachefeldzug gegen die Behörden, bei dem er verhaftet wird, es beginnt eine rätselhafte Odyssee. Der vierte Spielfilm des iranischen Regisseurs Rafi Pitts, der seine Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale feierte, fängt die gegenwärtige politische Situation im Iran eindringlich ein und erzählt von einer scheinbar still stehenden Welt, unter deren Oberfläche es brodelt.
Regie, Buch: Rafi Pitts. Mit: Rafi Pitts, Mitra Hajjar, Ali Nicksaulat, Hassan Ghalenoi, Manoochehr Rahimi, Ismail Amini Young. 88 Min. FSK: ab 12 ff.
epd