Ostermärsche: Ende des Afghanistan-Einsatzes gefordert
Zehntausende Menschen beteiligten sich in über 80 Städten bei den traditionellen Ostermärschen. Im Mittelpunkt stand die Forderung nach einem Ende des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan.

Bei Ostermärschen haben in diesem Jahr wieder Friedensaktivisten in ganz Deutschland gegen Krieg und Gewalt demonstriert. Im Mittelpunkt der Kundgebungen von Karfreitag bis Ostermontag stand unter anderem die Forderung nach einem Ende des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan. Der Tod dreier Bundeswehrsoldaten am Karfreitag sei erneute Mahnung, den Krieg am Hindukusch zu beenden, sagten Sprecher der Friedensbewegung.

Wider jede Vernunft

Nach Angaben der Informationsstelle Ostermarsch 2010 beteiligten sich Zehntausende Menschen in über 80 Städten an den Demonstrationen. Die traditionellen Ostermärsche fanden in diesem Jahr zum 50. Mal in der Bundesrepublik statt. Zum ersten Ostermarsch hatten sich Friedensaktivisten 1960 in Hamburg versammelt.

Zum Tod der Bundeswehrsoldaten erklärten die Veranstalter von der Informationsstelle Ostermarsch, die Verantwortung dafür trage "die zynische und uneinsichtige Politik der Bundesregierung". Die Osteraktionen mit ihrer eindeutigen pazifistischen Zielsetzung stünden für den Mehrheitswillen der Bevölkerung und damit gegen die Parlamentsmehrheit, die nach wie vor an Auslandseinsätzen der Bundeswehr festhalte. Das militärische Engagement in Afghanistan werde wider jede Vernunft ausgeweitet.

"Von der Heide soll Frieden ausgehen"

Zur traditionellen Kundgebung auf dem brandenburgischen Truppenübungsplatz "Bombodrom" kamen am Sonntag nach Veranstalterangaben rund 1.500 Menschen. Sie forderten eine "Aufgabe aller militärischen Pläne" für das 142 Quadratmeter große Areal in der Kyritz-Ruppiner Heide. Ihre diesjährige Osterwanderung stand unter dem Motto "Von der Heide soll Frieden ausgehen". Auch nach dem Verzicht des Bundesverteidigungsministeriums im Juli auf den Luft-Boden-Schießplatz hat sich die Bundeswehr die weitere Verwendung des Geländes für Heeresübungen offen gehalten.

Die Demonstration fand erstmals in der 18-jährigen Geschichte des Protestes gegen die militärische Weiternutzung des früheren sowjetischen Bombenabwurfplatzes auf dem Gelände selbst statt. Dazu hatte die Bundeswehr ihre Einwilligung gegeben.

Bundesweite Aktionen

In Berlin demonstrierten am Montag nach Veranstalterangaben rund 1.500, laut Polizei etwa 700 Menschen für Abrüstung und einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Der Zug bewegte sich vom Potsdamer Platz entlang der Niederlassungen von neun Rüstungsunternehmen bis zum Bertelsmann-Gebäude Unter den Linden. Auf Plakaten forderten die Demonstranten unter anderem ein atomwaffenfreies Deutschland und ein Verbot von Rüstungsexporten. Der Ostermarsch führte unter anderem an den Firmensitzen von EADS und Rheinmetall vorbei.

Bei der Abschlusskundgebung am Montag in Frankfurt am Main erinnerte der Mitorganisator des ersten Friedensmarsches, der Politikwissenschaftler Andreas Buro, an die Anfänge der Bewegung. Aus ihr sei die Außerparlamentarische Opposition ab Mitte der 60er Jahre hervorgegangen.

Vor dem Luftwaffenstützpunkt in Büchel in der Eifel appellierten am Sonntag rund 150 Teilnehmer an die Politik, alle noch verbliebenen Atomwaffen aus Deutschland abzuziehen. "Die Bundesregierung muss wissen, wie laut der Protest wird, wenn die Atomwaffen nicht bald weg sind", erklärte Marion Küpker von der "Gewaltfreien Aktion Atomwaffen abschaffen" am "Fliegerhorst Büchel". Nach Angaben der Friedensbewegung lagern auf dem größten NATO-Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr in Büchel bei Saarbrücken die letzten Atomwaffen in Deutschland.

Unter dem Motto "Für ein Leben ohne Urananreicherung" demonstrierten in Gronau den Veranstaltern zufolge rund 120 Teilnehmer vor der Urananreicherungsanlage. Die Urananreicherung müsse sowohl in Deutschland, als auch im Iran, Russland und in den USA gestoppt werden, sagte Udo Buchholz vom Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).

Aktionen gab es auch in München, Stuttgart und zahlreichen weiteren Städten. Beim Ostermarsch Rhein-Ruhr radelten 130 Friedensdemonstranten am Sonntag von Essen nach Bochum. Am Ostermontag wurde in Bochum-Werne ein Friedensgottesdienst gefeiert.

epd