Nach dem Tod von drei Bundeswehrsoldaten im Kampf mit den Taliban werden die Rufe nach einer besseren Ausstattung für den Afghanistan-Einsatz lauter. Es gebe keinen absoluten Schutz in diesem gefährlichen Einsatz, sagte der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag). "Was uns allerdings fehlt, sind Kampfhubschrauber", kritisierte der SPD-Obmann im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Luftschlag von Kundus.
Er fordere seit längerem Kampfhubschrauber, betonte Arnold. "Es wäre wünschenswert gewesen, wenn der Verteidigungsminister mit unseren Partnern eine Lösung gesucht hätte." Der frühere Planungschef im Verteidigungsministerium, Ulrich Weisser, sagte dem Onlineportal der "Bild"-Zeitung, es fehle der Bundeswehr in Afghanistan vor allem an Aufklärungsdrohnen, Kampf- und Transporthubschraubern sowie an Artillerieunterstützung. Es sei inakzeptabel, dass die Bundeswehr in Afghanistan nicht über einen einzigen Kampfhubschrauber verfügt. "Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden", sagte Weisser.
"Der Einsatz bleibt sinnvoll und notwendig"
Am Karfreitag war eine Bundeswehr-Patrouille im Unruhedistrikt Char Darah nahe Kundus in einen Hinterhalt der Taliban geraten und in stundenlange Gefechte verwickelt worden. Der Angriff sei von einer "besonderen Perfidie" getragen gewesen, sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der seinen Osterurlaub in Südafrika wegen des Vorfalls abbrach. Die Särge der drei getöteten Soldaten aus dem niedersächsischen Seedorf waren am Osterwochenende nach Deutschland überführt worden. Vier schwer verletzte Soldaten wurden zur Behandlung in das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz gebracht, ihr Zustand war am Montag stabil.
Dank der USA könnte die Bundeswehr bereits in Kürze mit etwas besseren Bedingungen für ihren Einsatz rechnen, sagte der SPD- Politiker Arnold. "Wenn die Amerikaner ihr Kontingent in Kundus verstärken, gedacht sind bis zu 2.000 Mann, dann bringen sie auch das entsprechende Gerät wie Kampfhubschrauber mit." Es wäre falsch, wenn es jedes Mal nach solch einem tragischen Ereignis Grundsatzdebatten über den Afghanistan-Einsatz gebe. "Wir wissen, dass Soldaten getötet werden können. Alles andere wäre blauäugig. Der Einsatz bleibt sinnvoll und notwendig, in unserem Interesse, aber auch für die Menschen in Afghanistan."
"Es geht nicht nur um Brunnen bohren"
Beim Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan sind seit 2002 bislang 39 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Der Parlamentarische Verteidigungs-Staatssekretär Christian Schmidt (CSU) räumte nach dem bislang schwersten Gefecht der Bundeswehr ein, Politik und Öffentlichkeit hätten sich in den ersten Jahren des Einsatzes "etwas vorgemacht". Es sei "beschönigt worden, dass es in Afghanistan gewalttätige bewaffnete Auseinandersetzungen mit Toten und Gefallenen gibt", sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag). "Wir führen eine kriegerische Auseinandersetzung. Es geht nicht nur um Brunnen bohren." Zuvor hatte auch Verteidigungsminister Guttenberg gesagt, man könne in Afghanistan "umgangssprachlich" von Krieg sprechen.
Der Hinterhalt gegen die deutschen Soldaten sei von langer Hand geplant worden, sagte Schmidt. Er betonte mit Blick auf den Einsatz am Hindukusch: "Wir wollen diese Auseinandersetzung so bald wie möglich beenden, das heißt, so bald es die Chance zur Übergabe der Verantwortung an die Afghanen gibt." Derzeit ist die Bundeswehr mit bis zu 5.350 Soldaten in Afghanistan im Einsatz.
Angesichts steigender Verluste der Bundeswehr in Afghanistan forderte der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) seinen Nachfolger Guttenberg auf, einen Rat ehemaliger Generalinspekteure der Bundeswehr einzuberufen. Erfahrene Ex-Militärs sollten mit einbezogen werden in die Diskussion um eine bessere Bewaffnung der Bundeswehr in Afghanistan, sagte Rühe der "Bild"-Zeitung (Dienstag). Nach dem jüngsten Zwischenfall sei es offensichtlich, dass die Bundeswehr zusätzliche Bewaffnungen am Hindukusch brauche.