Die Bibel - geschenkt (8): Die Lehren Jesu auf CD gebrannt
Die Idee ist klasse: Jesu Reden zum Mithören! Schließlich hat der Mann aus Nazareth gepredigt, nicht geschrieben. Darum tut es gut, seine Worte zu hören, statt sie immer nur zu lesen. Ist man damit nicht automatisch näher an Jesu Botschaft dran? "Unverfälscht, provokant, authentisch" seien die Worte Jesu auf der CD "Jesus spricht" versammelt, heißt es auf dem Cover.
01.04.2010
Von Ingo Schütz

Entnommen sind die Einzelstücke dieser Doppel-CD mit 116 Minuten Spieldauer der "Großen HörBibel – Die Bibel in szenischer Lesung" von der Deutschen Bibelgesellschaft. Die ist mittlerweile für 99 Euro zu haben und umfasst 80 CDs.

[linkbox:nid=15248,15449,15429,15439,15446,15447,15507;title=Unsere Bibelserie]

Die Auskoppelung der Reden Jesu ist sicherlich klug gedacht. Schließlich sind sie dem Hören tatsächlich näher als dem Lesen, anders als die Briefe des Paulus, die Listen im Alten Testament, die Erzählungen und Geschichten aus der Zeit der Urväter. Aber so, wie sie vorgetragen werden, ist eine Menge Potenzial verschenkt.

Es handelt sich eben, anders als man vermuten könnte, nicht um ein Hörspiel. Anders als bei der im gleichen Verlag erschienenen CD "Das Jesus-Projekt. Die Geschichte von Jesus als Hörspiel" ist "Jesus spricht" nicht mit Klängen, Musik und engagierten Stimmen inszeniert. Stattdessen bekommt man den Bibeltext, so wie er in der Luther-Übersetzung von 1984 steht, einfach vorgelesen.

Mehr Engagement wünschenswert

Dass gerade diese Textgrundlage dem reinen Hörvergnügen im Wege stehen könnte, hat die Herausgeber offenbar nicht gestört. Durch die Jahrhunderte hinweg wurde Luther immer wieder für seine starke und prägende Sprache in seiner Bibelübersetzung gelobt. Aber er hat eben ein Produkt zum Lesen geschaffen, nicht in erster Linie zum Hören. Das zeigt sich nicht zuletzt an Klassikern wie Markus 8,36: "Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden" – dieser Satz ist schon schwer genug zu schreiben; sprechen würde ihn so natürlich niemand.

Gewiss, es gehört zum guten Ton biblischer Lesungen in jedem Gottesdienst, dass der Lektor sich mit stimmlichen Interpretationen zurückhält, um den Assoziationen des Hörers genügend Raum zu lassen. Ein bisschen mehr Engagement hätte man sich bei Philipp Schepmann, der die Rolle des Jesus spricht, aber schon gewünscht.

Weg von Jesus, hin zum Text

Die inhaltliche Auswahl der Stücke umfasst alle Reden Jesu sowie einige Gleichnisse und Streitgespräche. Zu Beginn geht es um das Gottesreich. Es folgen die Bergpredigt, Reden über Sünde, Buße und Vergebung, der Streit Jesu mit Pharisäern. Die Himmelreichsgleichnisse, Reden über die Nachfolge, das Verhältnis zu Geld und Besitz sowie über den Weg zum Heil runden die Sammlung ab.

[linkbox:nid=13289,10586,10208,8247,6440,5981;title=Mehr zur Bibel]

Der Innentext der CD-Hülle listet die Titel der einzelnen, insgesamt 66 Reden auf und gibt die Bibelstelle an, der sie entnommen sind. Das hätte vielleicht auch schon genügt, zusätzlich hört man aber auf der CD immer wieder eine freundliche Frauenstimme ansagen, wie die Überschrift des nächsten Stückes lautet. Diese Überschriften stehen schließlich auch in den heutigen Ausgaben der Lutherbibel. Von dem eigenen Anspruch, "unverfälscht, provokant, authentisch" zu sein, rückt man damit freilich unnötigerweise noch weiter ab.

Fazit

Insgesamt ist dieses Produkt ein bisschen enttäuschend, was auch mit uneingelösten Versprechungen durch das gute Cover bedingt ist. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen: Wer in der S-Bahn oder beim Bügeln gerne ein Hörbuch auf den Ohren hat und dabei nicht auf Geistliches verzichten will, der wird mit "Jesus spricht. Die Lehren des Jesus von Nazareth" sicher seine Freude haben.

 

Bewertung

 

Originalität   

Hörbarkeit   

Cool-Faktor  

Handgepäck 

Grafik          

Inhalt           

 

Bestellinformationen

Preis: 14,90 Euro

ISBN: 3438021072

Verlag: Deutsche Bibelgesellschaft (März 2010)

2 CDs, Gesamtspieldauer 116 Minuten

 


 Ingo Schütz ist Diplom-Theologe und angehender Pfarrer.