"Luises Versprechen", 6. April, 20.15 Uhr im Ersten
Es ist immer riskant, eine Geschichte über das Sterben heiter zu verpacken; und ein respektables Kunststück, wenn die Gratwanderung derart gut gelingt wie hier. Dank des großartigen Talents von Christiane Hörbiger, dem vielschichtigen Drehbuch von Hardi Sturm und der feinfühligen Inszenierung durch Berno Kürten weigert sich dieser Film über den Krebstod einer Witwe bis kurz vor Schluss, das Drama zu werden, das er eigentlich ist. Tatsächlich ist "Luises Versprechen" über weite Strecken sogar eine veritable Komödie, zumal Sturm und Kürten konsequent auf alle Sentimentalitäten verzichten. Allen Erwartungen zum Trotz schließt die Geschichte sogar mit einem Happy End.
Mit Tim Bergmann und Margarita Broich
Das Wagnis funktioniert, weil Sturm die Handlung auf mehrere Figuren verteilt. Zentrum des Films ist in jeder Hinsicht natürlich die Titelheldin, eine typische Hörbiger-Figur zwar, der die Wienerin aber dennoch immer wieder unerwartete Seiten abgewinnt: Luise hat vor einigen Jahren eine Knochenkrebserkrankung überstanden, allerdings kurz drauf ihren Mann verloren. Die beiden führten eine derart erfüllte Ehe, dass Sohn Daniel (Tim Bergmann) aus lauter Überzeugung, ein ähnlich perfektes Glück gäbe es kein zweites Mal, notorisch beziehungsscheu ist. Tochter Charlotte (Margarita Broich) ist auch nicht gerade mit einem Göttergatten gesegnet. Komplettiert wird die Familie durch Rita (Ulrike Bliefert): Die herzensgute Haushälterin wacht so sehr mit Argusaugen über das Wohl ihrer Arbeitgeberin, dass die genervte Luise ihr regelmäßig mit Kündigung droht.
Handlung wird romantisch
Schon allein wegen der wunderbaren sanften Bosheiten, mit denen sich Luise und Rita die Zeit vertreiben, verbreitet der Film scheinbar spielerisch leicht eine sympathische Heiterkeit. Dann aber kommt der Krebs zurück, und mit ihm betritt eine weitere Figur die Bühne. Auf diese Weise verhindert Sturm geschickt, dass die Stimmung kippt: Die Handlung wird nicht dramatisch, sondern romantisch, denn Ärztin Ellen (Caroline Peters) entpuppt sich als Frau, die wunderbar zu Daniel passt. Und da Luise den Sohn gern noch zu Lebzeiten in festen Händen sähe, lässt sie nichts unversucht, die beiden miteinander zu verkuppeln.
Der Tod ist nicht das Ende
Natürlich wäre es verlogen, wenn die Geschichte Luises Sterben ignorieren würde. Sturm und Kürten widerstehen jedoch der naheliegenden Versuchung, die Handlung in Tränen zu ertränken. Daniel reagiert auf die Nachricht der unheilbaren Erkrankung mit Trotz, Luise mit heiterer Gelassenheit. Gerade weil Kürten den Abschied fast sachlich inszeniert, ist er um so ergreifender; aber zum Glück ist der Tod nicht das Ende.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).