TV-Tipp des Tages: "Tatort: Tango für Borowski" (ARD)
Borowski soll einen jungen Mann vernehmen, der an der russischen Grenze in einer Therapieeinrichtung lebt. Dann erfährt er, dass dieser Ralph ein Mädchen vergewaltigt und ermordet haben soll.
01.04.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Tatort: Tango für Borowski", Ostersonntag, 4. April, 20.15 Uhr in der ARD

"500 Kilometer geradeaus, dann links": Die Wegbeschreibung sagt alles über die Dimensionen, in denen man in Finnland denkt. Also macht sich Borowski seufzend auf den Weg, nicht ahnend, dass er ein Abenteuer erleben wird, das alle seine bisherigen Erfahrungen sprengt. Der "Tatort"-erfahrene Finne Hannu Salonen, Absolvent der Berliner Filmakademie und bereits seit 17 Jahren in Deutschland lebend, hatte die Idee, den Kieler Kommissar der Wildnis seiner Heimat auszusetzen. Eigentlich soll Borowski bloß einen jungen Mann vernehmen, der irgendwo an der russischen Grenze in einer Therapieeinrichtung lebt. Aber dann erfährt er, dass dieser Ralph (Florian Bartholomäi) ein Mädchen vergewaltigt und ermordet haben soll. Als ihm der Junge auch noch entkommt, findet sich Borowski unversehens in einem Fall wieder, der die vermeintliche Tat Ralphs völlig in den Schattens stellt. Zunächst aber haben der deutsche Kommissar und sein finnischer Kollege Mikko (Janne Hyytiäinen) ganz andere Probleme: Ausgesetzt mitten in der Wildnis, irren sie stundenlang umehr, bis sie endlich wieder auf menschliche Spuren treffen und im titelgebenden Tango-Paradies stranden.

In den finnischen Wäldern gelten andere Gesetze

Im Grunde passiert nicht viel in dieser Geschichte (Buch: Clemens Murath), aber es ist trotzdem dauernd was los, zumal Salonens Stammkameramann Andreas Doub immer wieder großartige Bilder der unendlichen finnischen Weite gelingen, der der Film auch seine ständige Grundspannung verdankt. Der sonst so selbstsichere Borowski kann diesmal nicht auf seine gewohnte Basis bauen: In den finnischen Wäldern gelten buchstäblich andere Gesetze, von den Sitten und Gebräuchen sowie der fremden Sprache ganz zu schweigen. Und dann ist da ja noch die Mitternachtssonne, die den Ermittler Nacht für Nacht um seinen Schlaf bringt.

Borowski verliert Kollegin und Gefährtin Frieda Jung

Trotzdem findet Borowski heraus, dass Ralph zwar ein Verhältnis mit der jungen Frau hatte, aber nicht ihr Mörder ist. Viel verdächtiger führt sich ohnehin ein schräger Holzfäller auf, durch den Borowski und Mikko auf eine ganz andere Spur aufmerksam werden. Sie führt die beiden ungleichen, einander aber sehr sympathischen Polizisten schließlich ans Tor zum Totenreich, eigentlich ein Begriff aus der finnischen Mythologie, der sich jedoch als grauenhaft diesseitig entpuppt. Und dann verliert Borowski auch noch seine Kollegin und Gefährtin Frieda Jung (Maren Eggert). Erst macht sie ihm einen indirekten Antrag ("Wir sollten heiraten"), auf den er flapsig reagiert ("Aber wen?"), dann verschwindet sie; aus der Handlung und aus seinem Leben.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).