TV-Tipp: "Die Jagd nach der heiligen Lanze" (RTL)
Ein Trio sucht die Titelreliquie an urdeutschen historischen Denkmälern: In der Regensburger Walhalla und auf dem Brandenburger Tor. Gelungene Mischung aus Spannung und Comedy.
31.03.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Die Jagd nach der heiligen Lanze", 1. April, 20.15 Uhr auf RTL

Vermutlich hat RTL vor zwei Jahren im Stillen auf mehr als bloß gut 4 Millionen Zuschauer gehofft, als man ein illustres Team auf die "Jagd nach dem Schatz der Nibelungen" schickte. Aber in der Zielgruppe des Senders (Menschen zwischen 14 und 49 Jahren) erreichte das knapp zwei Stunden lange Abenteuer 21,6 Prozent, und damit waren die Kölner durchaus zufrieden. Dass das Werk Film darüber hinaus zum erfolgreichsten TV-Movie des Jahres wurde, war kein großes Kunststück, denn RTL lässt ja kaum noch Fernsehfilme produzieren.

Fortsetzung soll den Erfolg wiederholen

Die Fortsetzung soll den Erfolg wiederholen: Ausgedacht hat sich die Geschichte erneut Derek Meister, das Muster des rund 5 Millionen Euro teuren Werks ist identisch, die donnernde Musik im Stil Hans Zimmers stammt wieder von dessen Schüler Klaus Badelt, und die Helden sind auch die gleichen; Fans des Nibelungen-Werks wird allerdings irritieren, dass der Eik Meiers nicht mehr wie Benjamin Sadler, sondern wie Kai Wiesinger aussieht. An seiner Seite darf Bettina Zimmermann wieder alle Schätze in den Schatten stellen, und für die Comedy-Einlagen ist Fabian Busch zuständig.

Helden entkommen tödlichen Fallen um Haaresbreite

Entscheidend aber ist selbstredend die Schnitzeljagd. Meister orientiert sich zwar noch unverhohlener als im ersten Film an den Bestsellern von Dan Brown, aber der große Reiz liegt natürlich in den Handlungsorten: Das Trio sucht die Titelreliquie an urdeutschen historischen Denkmälern. Außerdem hat laut Drehbuch kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe vor Jahrhunderten jenen Speer versteckt, den angeblich der römische Soldat Longinus einst in Jesu Seite stach und der seither seinen Besitzer unbesiegbar macht. Meister hatte offensichtlichen großen Spaß daran, die Rätsel auszutüfteln und seine Helden immer wieder um Haaresbreite tödlichen Fallen entkommen zu lassen. Allein die Idee, mit Hilfe einer Laterna magica einen Film auf eine Nebelwand projizieren zu lassen, ist ebenso verblüffend wie eindrucksvoll. All die Geheimlabors, Katakomben und Schatzhöhlen müssen für Ausstatter Matthias Kammermeier ohnehin ein echtes Fest gewesen sein. Für die Zuschauer wiederum ist ein großes Vergnügen, das Trio unter der Regie von Florian Baxmeyer in der Regensburger Walhalla und auf dem Brandenburger Tor herumkraxeln zu sehen.

Gelungene Mischung aus Spannung und Comedy

Natürlich gibt es auch diesmal wieder einen finsteren Gegenspieler. Die Rolle stellt für Jürgen Prochnow allerdings keine besondere Herausforderung dar, und so spielt er sie auch. Davon abgesehen aber wird die netto 110 Minuten lange Lanzenjagd Freunde des Genres nicht enttäuschen: Die illustren Schauplätze und eine gelungene Mischung aus Spannung und Comedy sorgen für ein kurzweiliges Vergnügen.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).