Experte überrascht von Krankenkassen-Wechslern
Rund 400.000 Wechsler: Damit ist die Abwanderung von Krankenversicherten aus Kassen mit Zusatzbeiträgen größer als von den Verbraucherzentralen erwartet.

Die Abwanderung von Krankenversicherten aus Kassen mit Zusatzbeiträgen ist größer als von den Verbraucherzentralen erwartet. Er sei von den mindestens 400.000 Wechslern überrascht, "weil wir in der Vergangenheit bei Beitragserhöhungen nicht diese starke Welle hatten", sagte der Gesundheitsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Stefan Etgeton, der Nachrichtenagentur dpa. Es wechselten offenbar auch Versicherte, die dies sonst bei Beitragserhöhungen nicht getan hätten, "gerade Menschen mit geringem Einkommen, wohl insbesondere in den neuen Bundesländern, wo die Bindung zur Krankenkasse nicht so stark ist". Zudem drängten die Jobcenter Hartz-IV-Empfänger zum Wechsel, weil sie sonst deren höhere Beiträge bezahlen müssten.

Etgeton warnte vor einem übereilten Wechsel, weil voraussichtlich noch weitere Kassen Zusatzbeiträge erheben würden. Das geplante Sparprogramm bei den Arzneimittelkosten werde nicht ausreichen, um das Milliardendefizit zu stopfen. "Da weitere kurzfristig wirksame Kosteneinsparungsmaßnahmen im Moment nicht absehbar sind, läuft das auf Zusatzbeiträge hinaus." Es sei denn, die Regierungskommission schaffe zum 1. Januar 2011 eine ganz anderes Finanzierungssystem. "Aber das steht natürlich noch in den Sternen."

Deshalb sollten sich Versicherte einen Wechsel gut überlegen. "Man sollte auf jeden Fall schauen, ob die Kasse sich denn festgelegt hat, zumindest für dieses Jahr keinen Zusatzbeitrag zu erheben", riet der Experte. Einige Kassen hätten dies bereits angekündigt. Das solle bei der Kasse telefonisch erfragt oder im Internet recherchiert werden.

Wechselwillige sollten sich zudem ansehen, was eine Kasse ohne Zusatzbeitrag sonst noch bietet - finanziell und an Service. "Da gibt es durchaus Krankenkassen mit Zusatzbeitrag, die aber gute Wahltarife oder Bonusprogramme bieten, wo ich den Zusatzbeitrag auch wieder kompensieren kann." Für manche Versicherte sei auch wichtig, dass ihre Kasse eine Geschäftsstelle an ihrem Wohnort habe.

dpa