In den vergangenen Jahrzehnten fristete das in einem ehemaligen Kloster eingerichtete Museum ein Schattendasein. Mit dem Umbau der historischen Gebäude haben die Kunstwerke nun neuen Glanz und größere Bedeutung erhalten.
Der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler (59) hat das 1923 eröffnete Augustinermuseum in den vergangenen drei Jahren umfassend saniert und umgebaut. Er hat es aus dem Dornröschenschlaf geholt. Gestiegen ist dadurch das Publikumsinteresse. In den ersten zehn Tagen seit der Wiedereröffnung am 20. März kamen mehr als 8.000 Besucher. Bis zum Jahresende rechnen die Museumsmacher mit mehr als 100.000 Besuchern aus dem In- und Ausland. Die Besucherzahlen würden damit mehr als verdoppelt.
"Der sakralen Kunst die erdrückende Schwere nehmen"
Mit dem modernen Bau hat das Museum, eingerichtet in einem um 1300 errichteten ehemaligen Kloster, eine deutlich größere Anziehungskraft erhalten. "Mir ging es darum, der sakralen Kunst die erdrückende Schwere zu nehmen", sagt Mäckler. Er hat dies mit viel Luft und Licht sowie einer großen baulichen Offenheit erreicht. Die Besucher können die Kunstwerke nun aus zahlreichen Perspektiven betrachten. Mit Audio, Video und mehreren anderen Präsentationsformen wirken die Ausstellungen zeitgemäß und lebendig.
"Dem Architekten ist es gelungen, Kirchenkunst aus acht Jahrhunderten modern darzustellen, ohne dass den Werken ihre eindrucksvolle Historie oder ihre Würde genommen wird", sagt der städtische Museenleiter Tilman von Stockhausen. "Die sakralen Schätze, die hier zu sehen sind, dürfen als einzigartig bezeichnet werden." Sie erzählen Geschichte und Geschichten, wie dies anderswo kaum zu finden sei. Nun werde die deutschlandweit einmalige Sammlung im richtigen Rahmen präsentiert. Denn zur Wiedereröffnung des Museums sind die Ausstellungen noch einmal erweitert worden.
Monumentale Kunstwerke
Herzstück des neuen Baus ist das ehemalige Kirchenschiff, das von dem Architekten zu einer eindrucksvollen Skulpturenhalle umgestaltet wurde. Hier sind rund 700 Jahre alte Figuren aus dem Freiburger Münster zu sehen, darunter zehn vier Meter hohe Propheten und die berühmte Marienkrönung. Der Chor ist der Barockkunst gewidmet und zeigt unter anderem die begehbare Welte-Orgel, die 1732 und 1733 für die Gengenbacher Reichsabtei gebaut worden ist. Sie ist eine klingende Attraktion, die Besucher hautnah erleben können.
Insgesamt beherbergt das traditionsreiche Freiburger Augustinermuseum 222 Werke zahlreicher Künstler. Darunter sind viele monumentale Kunstwerke, die eine beachtliche Geschichte aufweisen. Es handelt sich dabei unter anderem um Skulpturen, Glas- und Tafelmalereien sowie um Originalfiguren aus bedeutenden Kirchen.
"Christus auf dem Esel"
Zu den Schätzen gehören Werke von Hans Baldung genannt Grien (1484/85-1545), der "Schmerzensmann" von Lucas Cranach dem Älteren (1475/1472-1553) und "Schneewunder" von Matthias Grünewald (1480-1528). Herausragende Werke sind auch "Christus auf dem Esel" (1350/60) sowie der Passionsaltar des Hausbuchmeisters (um 1480).
"Unser Ziel ist es, die Attraktivität des Museums und der Ausstellungen weiter zu steigern", sagt der Museumschef. So werde das Museumsgebäude auch in den kommenden Jahren saniert und umgebaut. Insgesamt werden mindestens 26 Millionen Euro investiert.
Das Augustinermuseum in Freiburg hat Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet; Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.