Gesucht werden zwei Frauen und ein Mann, die die Täterinnen mit den Sprenggürteln am Montagmorgen im Berufsverkehr in die U-Bahn begleitet haben sollen. Das berichteten Medien in Moskau. Hinter der Bluttat werden islamistische Untergrundkämpfer aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus vermutet. In der Millionenmetropole Moskau wird an diesem Dienstag der Opfer gedacht.
Trauer und Wut
Trauer und Wut nach dem doppelten Terroranschlag in der Moskauer Metro: In der russischen Hauptstadt wurden die Fahnen am Dienstag an offiziellen Gebäuden auf Halbmast gesetzt. Als Zeichen der Trauer verzichteten Fernseh- und Hörfunksender auf Unterhaltungsprogramme und Werbung. Die russisch-orthodoxe Kirche organisierte Trauergottesdienste.
Die Zahl der Toten stieg unterdessen auf 39. Ein Mann sei im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben, sagte der Chef der Moskauer Gesundheitsbehörde, Andrej Selzowski. Ärzte schlossen nicht aus, dass die Zahl der Toten weiter steigen könnte, da unter den noch etwa 70 Verletzten einige noch immer um ihr Leben ringen.
Täter sind "Bestien"
Dieser schwerste Terrorakt in Moskau seit sechs Jahren löste international Entsetzen aus. US-Präsident Barack Obama telefonierte am Abend mit Kremlchef Dmitri Medwedew, um ihm persönlich sein Beileid auszusprechen. Nach Kremlangaben wollen die beiden Präsidenten bei ihrem Treffen am 8. April in Prag über den gemeinsamen Kampf gegen den internationalen Terrorismus beraten. Geplant ist in der tschechischen Hauptstadt die Unterzeichnung eines neuen atomaren Abrüstungsabkommens.
Die Außenminister der G8-Staaten verurteilten die Selbstmordanschläge. Der Terrorismus müsse international bekämpft werden, meinte Kanadas Außenminister Lawrence Cannon in einer Erklärung am Montagabend (Ortszeit). Den G8-Staaten gehören die sieben größten Industriestaaten sowie Russland an.
Medwedew legte in der Moskauer Metro am späten Abend Blumen nieder und kündigte an, die Terroristen finden und töten zu lassen. Er äußerte sich wütend, die Täter seien keine Menschen, sondern "Bestien".
Ester Anschlag nach sechs Jahren
Die Sprengsätze in Moskau waren am Montag auf der roten Metro-Linie innerhalb von weniger als einer Stunde hochgegangen. Zur ersten Explosion kam es an der Lubjanka, dem Platz und Sitz des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Von dort werden die Operationen russischer Sicherheitskräfte gegen islamistische Untergrundkämpfer im Nordkaukasus gesteuert.
Es war der erste Anschlag auf die Metro seit sechs Jahren. Zuletzt kamen 2004 bei einem U-Bahn-Attentat 41 Menschen ums Leben, rund 250 weitere wurden verletzt. Diesmal soll vor allem auch die seither ausgeweitete Video-Überwachung den Ermittlern dabei helfen, die mindestens drei Helfer zu finden.
Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen
Medwedew ordnete für das ganze Land verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an. Auf allen Transportstrecken und an den Flughäfen wurden die Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Die für einen unabhängigen Gottesstaat im Nordkaukasus kämpfenden Islamisten hatten zuletzt immer wieder gedroht, den Heiligen Krieg, den Dschihad, ins russische Kernland zu tragen.
Im November vergangenen Jahres kamen bei einem Anschlag auf den Schnellzug "Newski Express" zwischen Moskau und St. Petersburg 26 Menschen ums Leben. Tage später bekannten sich islamistische Extremisten zu der Tat und kündigten einen "Sabotagekrieg" gegen die "blutige Besatzungspolitik" Moskaus im Kaukasus an.