Pflegebedürftig: Wer kümmert sich um die Eltern?
"Ich lerne jeden Tag dazu" – Anna Loos über ihre neue Musikkarriere, das ZDF-Pflegedrama "Wohin mit Vater?" und ihren Traum von einer Alten-WG.
26.03.2010
Von Cornelia Wystrichowski

Es ist eine der heikelsten Fragen überhaupt, und früher oder später betrifft sie fast jeden: Wer kümmert sich um die Eltern, wenn sie alt und pflegebedürftig sind? Im sehenswerten Fernsehfilm "Wohin mit Vater?" (Montag, 29. März, 20.15 Uhr, ZDF) stehen die alleinerziehende Susanne (Anna Loos) und ihr Bruder Thomas (Hans-Jochen Wagner) vor der schwierigen Entscheidung, ob sie ihren verwitweten und pflegebedürftigen Papa ins Heim stecken oder bei sich aufnehmen sollen. Das sensible TV-Drama basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch eines Journalisten, der anonym bleiben muss, weil er nach frustrierenden Erfahrungen mit dem deutschen Pflegesystem für seinen Vater eine illegale Hilfskraft aus dem Ausland engagierte. Die 39-jährige Hauptdarstellerin Anna Loos ist mit dem "Tatort"-Star Jan Josef Liefers verheiratet, die beiden haben zwei gemeinsame Töchter und leben in Berlin.

evangelisch.de: Frau Loos, Ihr neuer Film "Wohin mit Vater?" dreht sich um die Frage, die fast jeden früher oder später umtreibt: Ob die eigenen Eltern, wenn sie mal alt sind, ins Heim sollen. Haben Sie sich zur Vorbereitung auf Ihre Rolle in Altersheimen umgesehen?
Anna Loos: Das brauchte ich eigentlich nicht, weil ich da durch meine Familie schon im Bild bin. Meine Mutter hat als Altenpflegerin in drei verschiedenen Einrichtungen gearbeitet, und ich weiß, wie es da aussieht und was da los ist. Meine Schwester arbeitet außerdem in einem sehr schönen Pflegeheim, das ist eine alte Villa, wo man sich vorstellen könnte, selber mal zu leben.

evangelisch.de: Dann war das Thema Pflege im Alter bei Ihnen daheim nie ein Tabu wie in manchen anderen Familien?
Loos: Bei uns gab es bei dem Thema nie Berührungsängste, und meine Eltern sorgen auch schon für ihre alten Tage vor: Sie wohnen in einem schönen Haus in meinem Heimatort Brandenburg und richten sich gerade ihr Gästehaus altersgerecht her.

"Eine Alters-WG würde mir schon gefallen"

evangelisch.de: Und was wünschen Sie sich für Ihr eigenes Alter?
Loos: Am Ende des Tages kommt es ja sowieso immer anders, als man denkt. Es kommt das ein oder andere Gebrechen, mit dem man nicht gerechnet hat, und vermutlich zu einem ganz unerwarteten Zeitpunkt. Aber eine Alters-Wohngemeinschaft würde mir schon gefallen. Vielleicht in einem schönen Haus an der Ostsee, wo man sich mit netten Leuten umgibt und wo einmal am Tag ein Pflegedienst vorbeikommt und sich um alle kümmert, das fände ich toll.

evangelisch.de: Haben Sie sich auch schon einen zeitlichen Rahmen gesetzt, wann Sie mit den konkreten Altersplänen loslegen wollen?
Loos: Mir ist ja vor allem wichtig, dass ich meinen beiden Kindern im Alter nicht auf der Tasche liegen muss. Dafür muss man sich natürlich finanziell absichern. Ich werde in diesem Jahr 40, also arbeite ich vielleicht noch 20 bis 25 Jahre lang, wenn alles gut läuft. Man muss sich rechtzeitig überlegen, wie viel Geld man im Alter braucht, und dann früh genug etwas zur Seite legen. Sich einen Sparplan fürs Alter machen, das kann fast jeder, und das gehört für mich zum Vernunftdenken.

"Viele Leute engagieren Billigarbeitskräfte für die Altenpflege"

evangelisch.de: Richtig schöne Altersresidenzen sind aber sehr teuer...
Loos: Für unseren Film haben wir in einem ganz normalen Altersheim gedreht, da waren die Leute sehr fröhlich. Ein ehemaliger Opernsänger hat gesungen, die anderen Bewohner haben Bridge gespielt, und alle haben gelächelt. Wir haben außerdem in einem sehr teuren Heim gedreht, das fand ich deutlich deprimierender, die meisten Leute hatten ein Einzelzimmer und waren die meiste Zeit allein.

evangelisch.de: Und dann gibt es ja noch das Modell der Rund-um-die-Uhr-Betreuung in den eigenen vier Wänden – eigentlich unbezahlbar. Der Film "Wohin mit Vater?" basiert auf dem Sachbuch eines Journalisten, der für seinen Vater eine illegale ausländische Pflegerin engagierte und der deshalb anonym bleiben muss...
Loos: Es gibt illegale Putzfrauen und Kindermädchen aus dem Ausland, und natürlich gibt es viele Leute, die Billigarbeitskräfte für die Altenpflege engagieren. Das wird sich in Zukunft auch ganz sicher ausweiten. Zurzeit kommen viele dieser Frauen aus Ländern wie Ukraine oder Litauen, irgendwann werden die aus China oder sonst woher kommen. Ich finde allerdings, das Ganze ist eine zweischneidige Sache.

evangelisch.de: Inwiefern?
Loos: So wie die rechtliche Lage derzeit ist, können diese Hilfskräfte zum Beispiel jederzeit entlassen werden. Man müsste die gesetzlichen Rahmenbedingungen so ändern, dass diese Menschen gerecht bezahlt werden und versichert sind. Dann halte ich das für eine gute Sache, bei der im Idealfall beiden Seiten geholfen ist. Solange es illegal ist, finde ich das problematisch. Es wäre schön, wenn wir mit unserem Film eine Debatte anregen könnten.

"Ich lerne jeden Tag viele neue Sachen"

evangelisch.de: Sie starten ja derzeit als Sängerin der früheren DDR-Kultband "Silly" durch, mit der Sie bald auf Tournee gehen. Muss sich das Publikum darauf einstellen, Sie künftig seltener im Fernsehen zu sehen?
Loos: Nein, ich bekomme das beides super hin. Ich habe ja schon immer Musik gemacht, wenn ich gerade keinen Film gedreht habe. Ich muss zwar zugeben, dass es durch "Silly" viel mehr geworden ist. Wir haben anderthalb Jahre hart für unser Album "Alles Rot" gearbeitet, nun ist es fertig und steht in den Läden. Das ist momentan schon eine der spannendsten Zeiten meines Lebens, ich lerne jeden Tag viele neue Sachen. Diese Band gehört mittlerweile zu meinem Leben, es ist viel mehr als ein Job und daher frisst es auch viel Energie. Dank meinen Eltern, die mir immer grenzenlose Unterstützung zukommen lassen, kann ich das alles schaffen. Ohne sie könnte ich Familie, Schauspielerei und Musik nicht so unter einen Hut bringen.