Was es mit unseren Osterbräuchen auf sich hat
"Es ist das Osterfest alljährlich doch für den Hasen recht beschwerlich", meinte schon Wilhelm Busch vor mehr als 100 Jahren. Dass der Osterhase die Eier legt, hielt er sogar im Bild fest. Doch woher stammen unsere Gepflogenheiten zum Osterfest?
25.03.2010
Von Thomas Östreicher

Ostereier

Das Ei gilt als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. In früheren Zeiten wurden die Ostereier der Frühlingsgöttin Ostara zum Opfer gebracht. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1966 war katholischen Christen während der Fastenzeit der Verzehr von Eiern nicht gestattet. Die sich in dieser Zeit ansammelnden Eier wurden hart gekocht und damit haltbar gemacht.

Färbende Pflanzen im Kochwasser halfen, die gekochten von den rohen Eiern zu unterscheiden. (Das Ei auf einer glatten Unterlage zu drehen dient übrigens demselben Zweck: Ungekochte Eier sind träge und lassen sich schlecht drehen.) Die lang entbehrten, nun bunten Eier wurden in der Kirche gesegnet - so entstand das Osterei.

Seit etwa dem 12. Jahrhundert werden die Ostereier vornehmlich am Ostersamstag gefärbt und versteckt; die Kinder dürfen sie dann am Ostersonntag suchen. Bereits seit dem 9. Jahrhundert wurden Eier als Währung verwendet. Zum Gründonnerstag wurden die "Eierzinsen" fällig - das Ei ist also seit mehr als tausend Jahren mit Ostern verknüpft.

Osterlamm

Das Agnus Dei (Lateinisch: Lamm Gottes) steht seit frühester Zeit für Jesus Christus, als Osterlamm mit Siegesfahne symbolisiert es seine Auferstehung. Da ein Lamm als junges, unschuldiges Leben verstanden werden kann, entspricht es im christlichen Glauben Jesu Unschuld, der stellvertretend für die Menschen geopfert wurde. Ein Lammbraten als Feiertagsspeise greift diese Symbolik auf, auch der Begriff "lammfromm" geht darauf zurück.

Ein mithilfe einer zweiteiligen Blechform aus Teig gebackenes Osterlamm gehört bei vielen zu einem Osterfrühstück und ist auch als Mitbringsel beliebt.

Osterhase

Auch der Hase steht - wie das Ei - für Leben und Fruchtbarkeit. Bis vor etwa 500 Jahren brachte, unterschiedlich je nach Region, eine ganze Reihe verschiedener Tiere die Eier: Hahn, Storch, Fuchs und Kuckuck wurden für die Osternester verantwortlich gemacht.

1678 erwähnte der Heidelberger Arzt Georg Franck aus Franckenau in einer Doktorarbeit erstmals den Osterhasen: Ihm zufolge liegen die Ursprünge des Brauchs im Elsass und in der Pfalz. Weil Hasen im Frühjahr zwecks Futtersuche vermehrt die Nähe der Menschen sucht, wurde ihm womöglich das Ostereier-Legen angedichtet. Einer anderen Erklärung zufolge wurde der Hase wegen eines Missgeschicks zum Eierboten: Ein eines Tages aus Teig gebackenes Osterlamm habe mehr einem Osterhasen geglichen.

Osterfrühstück

Zum Osterfrühstück gab es früher die geweihten Eier, und noch immer gehört ein buntes Osterei zum Osterfrühstück. Viele legen einen frischen Hefezopf oder ein Osterbrot dazu.

Osterwasser

Dem Osterwasser wird heilende, die Fruchtbarkeit fördernde und Glück bringende Wirkung zugeschrieben. Das Wasser wurde schon früh am Ostersonntag von der Quelle geholt und schweigend nach Hause gebracht.

Osterfeuer und Osterrad

Das Osterfeuer aus Holz und Zweigen, die über den Winter gesammelt wurden, wird in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag und in der Nacht darauf entzündet. Vielfach werden auch Strohpuppen auf dem Holzhaufen platziert. Der alte Brauch des Osterfeuers sollte einst den Winter, Hexen und Geister vertreiben. Sein Schein sollte Mensch und Haus vor Krankheiten und Unheil bewahren, der Anblick sollte Glück bringen. Darum wurden Osterfeuer auch häufig auf Hügeln errichtet: So strahlten sie weithin.

Ebenfalls ein alter Brauch ist es, am Ostersonntag Feuerräder einen Berg hinunter zu rollen. Am Karsamstag werden Wagenräder und Eisenreifen mit Stroh umwickelt, tags darauf wird auf einem Berg ein Reisighaufen entgezündet. Ist er heruntergebrannt, werden an ihm die Feuerräder entzündet und dann ins Tal gerollt.

Osterkerze

Osterkerze und Lichtfest wurzeln in der Kirchentradition, in der Osternacht viele Kerzen zu entzünden. Aus Rom ist der Brauch beschrieben, die Osternachtsfeier mit zwei großen Osterkerzen zu erleuchten.

Die Osterkerze des Christentums entstand im 4. Jahrhundert, die römischen Kirchen verwendeten sie ab dem 7. Jahrhundert. Zu Beginn der Osternachtsfeier von Karsamstag auf Ostersonntag wird sie am geweihten Feuer entzündet und in die dunkle Kirche getragen. An der festlich geschmückten Osterkerze entzündet die Gemeinde ihre mitgebrachten Osterkerzen als Symbol für christus, der Licht in die Dunkelheit bringt. Die weiße Kerzenfarbe steht für Hoffnung und neues Leben. Die Osterkerze wird nur während der 50-tägigen Osterzeit von Ostern bis Pfingsten, an Taufgottesdiensten und bei Beerdigungen entzündet.

Osterspaziergang

Der gemeinsame Osterspaziergang als Verabschiedung des Winters ist ein Gruß an die Natur und an den Frühling. Noch heute bringt er die Familie zusammen und markiert den Beginn eines neuen Jahreszeitenkreises.

Ostereierschießen

Die Regeln des Ostereierschießens, das Hunderte Schützenvereinen hierzulande zur Saisoneröffnung veranstalten, sind einfach: Gegen Gebühr können Besucher mit einem Luftgewehr auf eine Scheibe schießen. Wer ins Schwarze trifft, gewinnt ein Ei, wer den Zehner in der Mitte trifft, bekommt zwei Eier. Erfahrungsgemäß sind ungefähr 80 Prozent der Schüsse Treffer.

Stefan Grus, der Archivar des Deutschen Schützenbundes und Leiter des Deutschen Schützenmuseums in Coburg, vermutet, der Brauch sei nach dem Zweiten Weltkrieg aufgekommen und in den 1960er-Jahren populär geworden. Andere mutmaßen, der Wettbewerb leite sich vom Offiziersschießen im 18. Jahrhundert ab. Fest steht: Manche Besucher kommen seit Jahren - und sparen sich so das Färben eigener Ostereier.


Thomas Östreicher ist freier Journalist in Hamburg und Frankfurt.