Türkische Schulen in Deutschland? Kritik an Erdogan
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat mit seiner Forderung, in Deutschland türkischsprachige Gymnasien einzurichten, eine heftige Kontroverse ausgelöst.

"Ich glaube nicht, dass es die Integration fördern würde, wenn wir türkische Gymnasien einrichten, in denen der Unterricht in türkischer Sprache abgehalten wird", sagte der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach (CDU) dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Integrationsbeauftragte der SPD-Fraktion, Aydan Özoguz, warf Erdogan ein Spiel mit Emotionen vor. Sie sagte am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin, der Premier steche in eine "offene Wunde". Menschen mit Migrationshintergrund würden an deutschen Schulen oft nicht fair behandelt. Dennoch entbehre der Vorschlag jeder Grundlage. "Natürlich muss man Deutsch können, um erfolgreich zu sein."

Erdogan hatte in einem "Zeit"-Interview eine bereits im Februar 2008 in Köln erhobene Forderung nach Einführung türkischsprachiger Schulen in Deutschland wiederholt. "In der Türkei haben wir deutsche Gymnasien - warum sollte es keine türkischen Gymnasien in Deutschland geben?" Er begründete seinen Vorstoß mit den Sprachproblemen vieler der 2,7 Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln. Kommende Woche empfängt Erdogan Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem Besuch in der Türkei.

"Eine Sackgasse"

Bosbach betonte, so etwas fördere nicht die Integration, sondern die Bildung von Parallelgesellschaften. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses betonte: "Wer hier auf Dauer leben will, der muss die deutsche Sprache in Wort und Schrift erlernen und zu Integrationszwecken gemeinsam mit den deutschen Nachbarkindern in die Schule gehen." Die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Türkische Gymnasien sind für die Schüler eine Sackgasse. Um in Deutschland erfolgreich zu sein, muss man gut Deutsch können. In der Lebenswirklichkeit der Kinder ist Deutsch die Alltagssprache." Türkische Gymnasien seien deshalb kontraproduktiv.

dpa