Leere Tanks nach hartem Winter: Heizöl teuer
Der lange Winter kommt Mieter und Hausbesitzer demnächst teuer zu stehen. Wer jetzt den Tankwagen bestellen muss, zahlt für Heizöl so viel wie zuletzt im November 2008.
24.03.2010
Von Eckart Gienke

Die Heizöl-Tanks haben sich während der kalten Wintermonate bedenklich geleert, viele Verbraucher müssen in den nächsten Wochen den Tankwagen bestellen. Und das wird teuer: Heizöl kostet so viel wie zuletzt im November 2008.

Heizöl kostet um die 65 Euro je 100 Liter

Bislang hat sich die eisige Winter-Witterung nicht bei den Heizöl-Händlern bemerkbar gemacht, weil ihre Kunden noch Öl in den Tanks haben. In den ersten beiden Monaten des Jahres lag der Heizöl-Absatz in Deutschland um mehr als 26 Prozent unter dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Herbst waren die privaten Öltanks zu zwei Dritteln gefüllt; das war fast ein historischer Höchststand und reichte bei den meisten über den Winter. "Viele Kunden haben die niedrigen Ölpreise des Jahres 2009 genutzt, um ihre Tanks bis zum Anschlag zu füllen", sagt Karin Retzlaff vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Berlin. Doch jetzt wird es eng. Der Winter ist vorbei, die Heizperiode noch nicht ganz.

Wer im eigenen Haus wohnt und mit Heizöl heizt, muss tief in die Tasche greifen. Heizöl kostet gegenwärtig - je nach Region leicht unterschiedlich - um die 65 Euro je 100 Liter. Das macht bei einer typischen Kaufmenge von 3.000 Litern fast 2.000 Euro. Im Jahr 2009 lag der Preis meistens um mindestens zehn Euro tiefer, was eine Ersparnis von 300 Euro oder mehr bedeuten würde. Ob es sich lohnt, auf niedrigere Preise zu warten und bis dahin nur kleine Mengen zu ordern, ist eine Glaubenssache. Wer an steigende Preise glaubt, kauft jetzt, wer auf fallende Preise setzt, wartet noch ab.

Mieter können sich auf Rückzahlungen freuen

Für Mieter sieht die Sache anders aus. Auf sie warten erst einmal erfreuliche Nachrichten, weil in den kommenden Wochen die ersten Nebenkosten-Abrechnungen für das Jahr 2009 verschickt werden. Und da dürften mehr Rückzahlungen als Nachzahlungen für die Mieter bevorstehen. 2008 war ein Jahr mit sehr hohen Ölpreisen; in den Sommermonaten mussten die Verbraucher fast einen Euro für einen Liter Heizöl bezahlen. Dementsprechend hoch fielen 2009 die Nachzahlungen der Mieter und die monatlichen Abschlagszahlungen aus. Doch da waren die Ölpreise längst wieder runter und Heizöl zeitweise nur noch halb so teuer wie 2008. Deshalb gibt es jetzt oft Geld zurück.

"Man sollte das aber nicht überschätzen", warnt Kai Warnecke vom Verband Haus&Grund. Wie viel Geld möglicherweise vom Vermieter zurückkommt, hängt auch von Zufällen ab, wie zum Beispiel einem günstigen Kaufzeitpunkt oder der Witterung und dem Heizungsverhalten der Mitmieter in einem Mehrparteienhaus. Die Vermieter empfehlen, auch die Abschlagbeträge nicht zu weit zu reduzieren: Schon im nächsten Jahr sind wegen des strengen Winters und der hohen Preise wieder kräftige Nachzahlungen zu erwarten. "Man sollte auf die rechnerischen Abschlagbeträge lieber noch 15 oder 20 Prozent drauflegen, um nicht plötzlich mit einer hohen Nachzahlung konfrontiert zu sein", sagte Warnecke.

Die Mietervereine dagegen empfehlen, dem Vermieter auf die Finger zu sehen. "Je höher die zu erwartende Rückzahlung ist, desto später kommt die Abrechnung", sagt Siegmund Chychla vom Mieterverein Hamburg. "Einen billigeren Kredit für die Vermieter gibt es nicht." Die Mieter sollten deshalb ruhig einmal bei ihren Vermietern nachfragen, wo die Abrechnung bleibt - und auf eine exakte Anpassung der Vorauszahlungen bestehen, wie es gesetzlich vorgeschrieben sei.

Aktuelle Gaspreise günstiger als letztes Jahr

Wer mit Gas heizt, kann noch einige Monate entspannt bleiben. Weil die Heizölpreise sich im vergangenen Jahre ziemlich moderat gaben, liegt auch der aktuelle durchschnittliche Gaspreis nach Angaben des Hamburger Energie-Informationsdienstes EID um zehn Prozent unter dem Vorjahr. Doch falls sich der aktuelle Ölpreis-Anstieg verfestigt, dürften im zweiten Halbjahr auch die Gaspreise wieder steigen.

dpa