Rheinischer Protestant steuert Merkels Parteizentrale
Hermann Gröhe ist nun auch offiziell Generalsekretär der CDU. Ein kleiner Parteitag bestätigte den evangelischen Politiker in seinem Amt, das er bereits seit vergangenem Herbst kommissarisch ausübte. Der 49-jährige Kirchenmann hat einen guten Draht zu Kanzlerin Angela Merkel.
22.03.2010
Von Thomas Schiller

Gröhes Benennung war nach der Bundestagswahl 2009 für Beobachter eine der Überraschungen im Personalkarussell von Parteichefin Angela Merkel. Mit dem 49-jährigen Juristen steht ein rheinischer Protestant an der Spitze des Konrad-Adenauer-Hauses. Im September 2008 hatte Merkel ihn als Staatsminister ins Bundeskanzleramt geholt. Dort besetzte er die Schnittstelle zwischen Berlin und Bundesländern und zwischen der Regierung und den Fraktionen. Zuvor war Gröhe Justiziar der CDU/CSU-Fraktion und von 1998 bis 2005 deren Sprecher für Menschenrechte. Bei den Christdemokraten seiner Alterskohorte ist Gröhe bestens vernetzt: Von 1989 bis 1994 stand er an der Spitze der Jungen Union.

Die Leitung der Parteizentrale hat Gröhe in einer Zeit übernommen, in der ein neues katholisches Selbstbewusstsein in der CDU erwacht ist: Ein neuer Arbeitskreis Engagierter Katholiken hat sich in der Partei gegründet - als Pendant zum traditionellen Evangelischen Arbeitskreis (EAK), in dem sich in den Gründungsjahren der Union die konfessionelle Minderheit einer Partei organisierte, die damals noch stark von der katholischen Zentrumspartei der Weimarer Republik geprägt war.

Evangelische Pfarrerstochter an der Spitze

Die Zeiten haben sich geändert: Die Vorsitzende und Kanzlerin ist evangelische Pfarrerstochter. Der frühere Kanzleramts- und heutige Innenminister Thomas de Maizière sitzt im Präsidium des evangelischen Kirchentags. Finanzminister Wolfgang Schäuble ist Protestant, auch der neue Kanzleramtsminister Ronald Pofalla. Und mit Kirchenleuten als "General" hat die CDU bereits Erfahrung: Der evangelische Pfarrer Peter Hintze war von 1992 bis 1998 Statthalter Helmut Kohls in der Partei.

Gröhe gehört der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und saß von 1997 bis 2009 im Rat der EKD. Dort zählte er zum konservativen Spektrum. Auch sein Privatleben ist traditionell gestrickt. Während Hermann Gröhe in Berlin Politik macht, erzieht Ehefrau Heidi Oldenkott-Gröhe im heimischen Neuss die vier Kinder. Sie ist katholisch und in ihrer Pfarrgemeinde aktiv. Gröhe hat also auch privat Erfahrungen mit dem konfessionellen Miteinander gesammelt.

Für schwarz-grüne Bündnisse

Für einen weiteren Wandel in seiner Partei steht der neue CDU-"General" ebenfalls: für die Option eines schwarz-grünen Bündnisses. In Bonn gehörte er zur sogenannten "Pizza-Connection", in der sich christdemokratische Nachwuchspolitiker mit jungen Abgeordneten der Grünen trafen. In Gröhes Heimatland Nordrhein-Westfalen wird in sieben Wochen der Landtag neu gewählt, nach den jüngsten Umfragen wäre zwischen Rhein und Weser ein Bündnis aus Union und Grünen mehrheitsfähig. Die Koalition in Hamburg hatte Gröhe ausdrücklich begrüßt.

epd