Erzbischof Zollitsch weist Vorwürfe zurück
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach er einen schweren Fall von sexuellem Missbrauch vertuscht hat. Er würde heute allerdings konsequenter nach Zeugen und Opfern suchen lassen, sagte er am Samstag zu seinem Umgang mit einem verdächtigen Pfarrer in den 90er Jahren.

 Zollitsch reagierte auf einen Bericht des SWR-Politmagazins "Report Mainz". Demnach versetzte er in seiner Zeit als Personalreferent beim bischöflichen Ordinariat Freiburg 1991 einen Verdächtigen nur in den Ruhestand, schaltete aber nicht die Staatsanwaltschaft ein. Die Justiz sei erst 1995 nach der Anzeige eines Betroffenen tätig geworden.

Die Diözese habe niemals etwas vertuschen wollen, das lange Schweigen der Opfer habe ein früheres Eingreifen aber verhindert, erklärte Zollitsch. Die Missbrauchsfälle in der badischen Gemeinde Oberharmersbach bedrückten ihn bis heute persönlich. Er entschuldige sich nochmals im Namen der Erzdiözese bei den Opfern und bitte um Verzeihung.

Beschuldigter Geistlicher nahm sich das Leben

Der verdächtige Geistliche sei sofort nach Bekanntwerden von allgemeinen Vorwürfen in den Ruhestand versetzt worden, sagte Zollitsch. Konkrete Anschuldigungen seien aber erst Jahre später durch einen Zeugen bekanntgeworden. Der Beschuldigte sei damit konfrontiert und ihm sei klargemacht worden, dass die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werde. Der Geistliche habe sich daraufhin der Strafverfolgung entzogen, indem er sich das Leben genommen habe.

1995 sei auch die Gemeinde informiert und um Entschuldigung gebeten worden, erklärte der Erzbischof. Zugleich seien den Opfern therapeutische Hilfen angeboten worden. Insgesamt hätten sich nach Bekanntwerden konkreter Vorwürfe gegen den damaligen Pfarrer 17 weitere Opfer bei ihm gemeldet, sagte Zollitsch. Einige von ihnen seien längere Zeit therapeutisch behandelt worden und hätten finanzielle Unterstützung durch die Erzdiözese erhalten.

epd