Tausende Regierungsgegner haben am Montag in Bangkok mit der Belagerung des Armeestützpunkts begonnen, in den die Regierung sich zurückgezogen hat. Das Militär zog dort tausende Soldaten zur Verstärkung zusammen. Die Demonstranten, Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, fordern den Rücktritt des Regierungschefs. Sie hatten ihm ein Ultimatum bis Montagmittag gesetzt. Abhisit Vejjajiva wies das im Fernsehen erneut zurück. Eine Sprecherin des Außenministeriums sagte der BBC, Abhisit versuche, mit den Anführern der Proteste einen Kompromiss zu finden.
Kampf diene der Demokratie
Vor dem Armeestützpunkt bezogen mehrere tausend Demonstranten Stellung. Armee und Polizei haben die Zugänge abgeriegelt. Mehr als 35.000 Sicherheitskräfte bewachten mit Schilden und Schlagstöcken vor die Regierungsgebäude in der Stadt. Bei Protesten vor einem Jahr waren in Bangkok zwei Menschen ums Leben gekommen und Dutzende verletzt worden. Thaksin meldete sich am Sonntagabend erneut per Videotelefon aus dem Exil. Ihr Kampf diene der Demokratie, sagte er, während sein übergroßes Bild live auf einer Leinwand gezeigt wurde.
Das weitgehend von Thaksin finanzierte Oppositionsbündnis "Vereinigte Front für Demokratie und gegen Diktatur" (UDD) hatte am Wochenende rund 100.000 Demonstranten nach Bangkok gebracht. Viele werden mit üppigem Tagesgeld bezahlt. Wie viel Geld die UDD dafür noch in den Kassen hat, ist unklar. Die nach der Farbe ihrer T-Shirts benannten Rothemden drohten, die Hauptstadt so lange lahm zu legen, bis Abhisit zurücktritt und das Parlament auflöst. Nach ihrer Lesart ist der Regierungschef nicht rechtmäßig im Amt. Die jüngsten Wahlen 2007 hatten Thaksin-Anhänger gewonnen. Sie wurden durch Proteste von Regierungsgegnern und Gerichtsurteile aus dem Amt gedrängt. Abhisit kam durch ein Votum im Parlament an die Macht.
Thailand bereitet sich auf Unruhen vor
Die Schulen sollen am Montag geschlossen bleiben. Die Krankenhäuser sind aufgerufen, sich für Notfälle zu rüsten. Die Behörden richteten in der Stadt Informationsstände für verunsicherte Touristen ein. Mehr als 30 Länder hatten vor Reisen nach Bangkok gewarnt, das deutsche Außenministerium warnte vor der Teilnahme an den Demonstrationen.
Die UDD brachte die Teilnehmer vor allem aus den armen Provinzen im Norden des Landes mit Bussen, Lastwagen und Booten auf den Chao Phraya nach Bangkok. Die armen Massen waren Thaksins Wählerbasis. "Wir lieben Thaksin", sagte der arbeitslose Nanaphat Tanapitchwichit, (41). "Abhisit redet nur, unsere Probleme löst er nicht."
Thaksin meldete sich am Samstag per Telefon bei seinen Anhängern und feuerte sie an. "Je mehr von euch rauskommen, desto stärker will ich kämpfen", sagte er "Ich danke euch und werde mich eines Tages erkenntlich zeigen." Thaksin war 2008 vor der Verurteilung zu zwei Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs ins Exil geflüchtet. Er lebte zuletzt in Dubai, doch sollen die dortigen Machthaber ihm auf Drängen der thailändischen Regierung die Abreise nahe gelegt haben, sagte ein Regierungssprecher in Thailand. Thaksin stritt dies ab, bestätigte aber eine Reise nach Europa. Bangkoker Medien spekulierten über einen Aufenthalt in der Schweiz. Thaksins Töchter sollen in Berlin sein.
Bislang friedliche Proteste
In den nicht besetzten Teilen Bangkoks verlief das Leben normal. "Wie wir vorausgesagt haben, sind die Demonstrationen hinsichtlich Umfang und Ausschreitungen weit hinter den hysterischen Vorhersagen zurückgeblieben", sagte der deutsche Botschafter in Bangkok, Hanns Schumacher. In Deutschland sei Oppositionsführer Thaksin der Politiker nach dem Versuch Ende 2008, eine längere Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, zur unerwünschten Person erklärt worden, sagte Schumacher.
Die von Thaksin finanzierte UDD kündigte für Dienstag ein symbolisches "Blutvergießen" an. "Wir bitten jeden der 100.000 Demonstranten, einen Kubikzentimeter Blut zu geben", sagte einer der UDD-Anführer, Nattawut Saikuer. Das gesammelte Blut werde dann literweise ausgeschüttet, wenn die Regierung die Rücktrittsforderung weiter ignoriere. Am Montag waren die Proteste friedlich geblieben, obwohl eine andere Militärbasis als die, in der sich Abhisit verschanzt hatte, mit Granaten beschossen wurde. Dabei wurden zwei Soldaten verletzt. Ob die Granaten von Rothemden kamen, ist laut dpa unklar.