Missbrauchsfälle: Katholische Jugend fordert Papst-Wort
Die Missbrauchsfälle beschäftigen die Menschen, ob gläubig oder nicht. Deshalb verlangt die katholische Jugend eine Stellungnahme des Papstes zu den Vorfällen in katholischen Einrichtungen.

Die katholische Jugend verlangt eine Stellungnahme des Papstes zu den Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen. "Das beschäftigt die Menschen, ob sie gläubig sind oder nicht, und der Heilige Vater sollte sich dazu äußern", sagte der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Dirk Tänzler, der "Berliner Zeitung" (Montagsausgabe). Die Kirche in Deutschland stecke "in einer ihrer tiefsten Sinnkrisen seit 1945".

Tänzler: "Zweifel an Sinnhaftigkeit des Zölibats"

Auch Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sprach von einer "schweren Krise der katholischen Kirche in Deutschland". Den Papst indes sieht er nicht am Zug. "Wenn die Verantwortlichen der katholischen Kirche in Deutschland ihrer Pflicht zur Aufarbeitung nicht gerecht würden, wäre es Sache des Papstes, sich einzuschalten", sagte Glück der "Passauer Neuen Presse" (Montagsausgabe). "Aber ich sehe nicht, dass das notwendig wäre", fügte der CSU-Politiker hinzu.

Glück lehnte es ab, wegen der Missbrauchsfälle das Gebot der Enthaltsamkeit für Priester infrage zu stellen. "In anderen gesellschaftlichen Bereichen, wo der Zölibat keine Rolle spielt, sind die Probleme schließlich nicht geringer", argumentierte er. "Das Thema Zölibat wird uns aber aus anderen Gründen in der Debatte weiter beschäftigen. Wir müssen über Antworten auf den Priestermangel nachdenken", sagte Glück.

Der Vorsitzende der Katholiken-Jugend, Tänzler, sagte: "Ich habe meine Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Zölibats." Allerdings habe dies nichts mit Pädophilie zu tun. Die Kirche solle einen offeneren, unverkrampften Umgang mit Sexualität pflegen, forderte er.

epd