Es ging um Gnade, die Gott den Menschen schenkt. 5000 Besucherinnen und Besucher ließen sich inspirieren von zahlreichen Seminaren, tauschten an Info-Ständen ihre Erfahrungen in ihren Gemeinden vor Ort aus und nahmen Kontakt auf zu den zahlreichen Mitgliedern der Kirchenleitungen, die in den Messehallen vertreten waren. "Wir sind hier angetreten, den missionarischen Breitensport zu fördern", erklärte Klaus Teschner, Landeskirchenrat im Ruhestand und "Vater der Missionale", so Lars Linder, Pastor einer freien evangelischen Gemeinde in Essen und Moderator der "Stunde der Besinnung" zur Eröffnung.
"Wohl eher Großvater", entgegnete Teschner mit Verweis auf sein Alter und hatte die Lacher auf seiner Seite. Nikolaus Schneider, amtierender EKD-Ratsvorsitzender, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und regelmäßiger Gast auf der Missionale, nannte Teschner einen "missionarischen Spitzensportler". Die Missionale sei ein ausgezeichnetes Instrument für die Begegnung von missionischem Breiten- und Spitzensport. "Beide brauchen einander unbedingt" so der Präses.
Gnade der Wiedervereinigung
Pfarrer Markus Meckel, langjähriger SPD-Bundestagsabgeordneter und letzter Außenminister der DDR, nannte die Wiedervereinigung "eine Gnade und ein Geschenk. Gnade vor allem deshalb, weil die Zusammengehörigkeit erhalten wurde und die Vereinigung nicht wie früher nur durch Krieg ermöglicht wurde".
Präses Schneider plädierte dafür, "die Botschaft in die Gemeinschaft hinein zu sprechen ohne klerikalen Machtanspruch. Wir müssen hingehen, wo die Leute sind. Wir müssen eine Sprache sprechen, die die Leute verstehen." Die Gemeinden müssten Gemeinschaft und Bildung anbieten. Ganz wichtig sei das soziale Engagement. Für Protestanten habe zu gelten: "Evangelium und leerer Magen vertragen sich nicht."
Gnade - selbst bei Strafe
Auf Nachfragen von Journalisten äußerte sich Schneider auch zu den in letzter Zeit bekannt gewordenen Fällen von Kindesmissbrauch. "Unsere erste Sorge gilt natürlich den Opfern. Darüber hinaus ist auch den Kirchen ein großer Schaden entstanden. Wir stehen da in einer Haftungsgemeinschaft. Wir in der evangelischen Kirche fordern: 1. Transparenz, 2. Täter müssen vor Gerichten verantworten, 3. Berufliche Konsequenzen im innerkirchlichen Betrieb, 4. Täter-Opfer-Ausgleich. Wir wollen aber auch die menschliche Solidarität mit den Tätern nicht aufgeben."
Eine Strafe, die ein Gericht ausspreche, solle ja nicht zerstören. Der Grundton auch bei Strafen soll immer auch Gnade sein. Allerdings: "Es gibt keine billige Gnade ohne echte Reue, ohne Umkehr und Wahrhaftigkeit." Schneider sprach sich für Runde Tische aus, um die Vorfälle transparent zu machen. Dort könne man im Rahmen eines Mediationsverfahrens meistens eher zu einem Täter-Opfer-Ausgleich gelangen als in einem Rechtsstreit, der oft zur Konfrontation führe. "Eine finanzielle Entschädigung kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht." Eine allgemeine und pauschale Entschuldigung der evangelischen Kirche lehnte der Präses ab. "Das kann sehr billig sein. Da braucht es schon konkrete Zusammenhänge."