Der Direktor der kenianischen Naturschutzbehörde, Julius Kipngetich, wählte einen symbolträchtigen Ort, um sich für ein weltweites Verkaufsverbot von Elfenbein einzusetzen. Auf dem Platz, an dem die damalige Regierung 1979 insgesamt zehn Tonnen beschlagnahmtes Elfenbein verbrennen ließ, warnte er vor der weiteren Freigabe der Elefanten-Stoßzähne. Vom Samstag an streiten vor allem die afrikanischen Länder auf der Artenschutzkonferenz in Doha (Emirat Katar) um den Elfenbeinhandel.
Afrikaner sind gespalten
"Die Wilderer werden sich Ländern wie Kenia zuwenden", sagte Kipngetich und rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich dem Kampf des ostafrikanischen Landes für den Schutz der größten Landsäugetiere der Welt anzuschließen. Zwei Länder möchten auf der Artenschutzkonferenz den Verkauf von Elfenbein aus Lagerbeständen genehmigt bekommen. Das bedeutet zwar noch keine Abschussgenehmigung. Doch der KWS-Direktor fürchtet wie viele Naturschützer, dass illegales Elfenbein gewilderter Elefanten dann leichter als angeblich legale Ware geschmuggelt wird.
Kenia hat sich an die Spitze einer Gruppe afrikanischer Staaten gestellt, die jeglichen Verkauf von Elfenbein auch in der Zukunft verbieten lassen möchte. Doch die Afrikaner sind gespalten. Tansania und Sambia haben Genehmigungen für den Verkauf von Elfenbein aus Regierungsbeständen beantragt. Dieses Elfenbein stammt von den Stoßzähnen verendeter Elefanten, und die Einnahmen aus dem Verkauf sollen in den Naturschutz zurück fließen.
Elefanten kennen keine Grenzen
Schon bei der letzten Artenschutzkonferenz 2007 in Den Haag war das bis dahin geltende totale Verkaufsverbot gelockert worden. Südafrika, Namibia, Botsuana und Simbabwe durften ihre Elfenbeinvorräte verkaufen, die sie bis 31. Januar 2007 angesammelt hatten. Nur Japan und China haben die Erlaubnis, Elfenbein einzuführen.
Dass nun ausgerechnet das Nachbarland Tansania Handel mit Elfenbein beantragt, bereitet kenianischen Wildhütern Sorgen. "Die Elefanten in Kenia und Tansania wandern zwischen den Nationalparks, sie kennen keine Grenzen", sagt KWS-Sprecher Paul Udoto. "Umso wichtiger wäre es, wenn wir mit den tansanischen Kollegen an einem Strang ziehen könnten, aber in dieser Frage haben wir leider total gegensätzliche Positionen."
Zwischen Serengeti und Massai Mara, Amboseli und dem Kilimandscharo-Gebiet trennt kein Stacheldraht und kein Grenzbaum die alten Wanderwege der Elefanten. Kipngetich erinnerte nun an die Folgen der sogenannten "Wildererkriege" im kenianischen Nationalpark Tsavo und in anderen Naturreservaten in den 80er Jahren.
20-jähriges weltweites Verbot des Elfenbeinhandels gefordert
Rund 700.000 afrikanische Elefanten waren bis 1989 wegen ihres Elfenbeins getötet worden. Allein Kenia verlor innerhalb von 15 Jahren 85 Prozent seiner Elefantenpopulation. Erst das internationale Handelsverbot für Elfenbein führte wieder zu einem langsamen Anstieg der Zahl der Elefanten von 19.000 im Jahr 1989 auf derzeit mehr als 35.000. In ganz Afrika leben etwa 400.000 Elefanten.
Doch trotz des Handelsverbots besteht vor allem in Südostasien Nachfrage nach dem Elfenbein. In den vergangenen Jahren nahmen Wilderei und Schmuggel deutlich zu. Naturschützer aus Kenia, Ghana, Kongo, Ruanda und anderen Staaten befürchten, dass die von Tansania und Sambia beantragte beschränkte Öffnung eines legalen Marktes für Elfenbein zu einem weiteren Anstieg der Wilderei führt. Als Reaktion auf die zwei Anträge verlangen sieben afrikanische Länder bei der Artenschutzkonferenz in Doha ein 20-jähriges weltweites Verbot des Elfenbeinhandels.