Auch Diakonie will Treberhilfe ausschließen
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat am Donnerstag den Verein Treberhilfe "wegen verbandsschädigenden Verhaltens" ausgeschlossen. Zuvor hatte dieser einen externen Prüfbericht verhindert.

Nach dem Paritätischen Wohlfahrtsverband will auch die Diakonie die Berliner Treberhilfe aus ihrem Verband ausschließen. "Das Verfahren ist eingeleitet", bestätigte der evangelische Wohlfahrtsverband am Freitag in Berlin. Mit der Abberufung von Diakonievorstand Thomas Dane als Aufsichtsratsvorsitzender des Sozialunternehmens hatte die Affäre um das Geschäftsgebaren der Treberhilfe am Vorabend einen neuen Höhepunkt erreicht.

Im Haus des landeskirchlichen Diakoniewerkes fand am Vormittag eine Mitarbeiterversammlung der Treberhilfe statt. Dabei erklärte die frühere Berliner Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Die Linke) ihren Rücktritt als Aufsichtsratsmitglied der Treberhilfe gGmbH. Zur Begründung habe sie angeführt, dass mit dem Vorgehen der beiden Vertreter des Trägervereins im Aufsichtsrat, Carsten Lobbedey und Christian Jäger, und mit der Abberufung Danes als Aufsichtsratschef die Bemühungen um eine lückenlose Aufklärung als gescheitert anzusehen seien, sagte Diakonie-Sprecherin Christine Lehmacher-Dubberke auf epd-Anfrage.

Offener Brief an Geschäftsführer

Die bei der Mitarbeiterversammlung anwesenden 120 Beschäftigten der Treberhilfe forderten den umstrittenen geschäftsführenden Gesellschafter Harald Ehlert in einem Offenen Brief auf, seine Ämter mit sofortiger Wirkung aufzugeben. "Wir sind nicht bereit, die weitere Diskreditierung unserer Arbeit zuzulassen und haben das Vertrauen darin verloren, dass Sie die Geschäfte im Sinne des Trägers, der MitarbeiterInnen und KlientInnen weiterführen können", hieß es in dem Schreiben.

Die Treberhilfe, die mit ihrer gGmbH vor allem Straßensozialarbeit und Hilfsprojekte für Obdachlose betreibt und nach eigenen Angaben 280 Beschäftigte hat, war Mitte Februar wegen mangelnder finanzieller Transparenz in die Kritik geraten. So hatte sich der bisherige Geschäftsführer Ehlert einen mehr als 100.000 Euro teuren Sportwagen der Nobelmarke Maserati als Dienstwagen angeschafft.

Berlins Sozialsenatorin Carola Bluhm (Die Linke) kündigte eine Bundesratsinitiative zur Deckelung von Gewinnen aus gemeinnützigen Unternehmen an. Dabei setze die Senatsverwaltung auf einen parteiübergreifenden Konsens im Abgeordnetenhaus, erklärte ihre Sprecherin dem epd. Am Montag will Bluhm mit den Bezirken über die weitere Zusammenarbeit mit der Treberhilfe verhandeln.

Ärger um Zwischenbericht

Am Donnerstag hatte der Paritätische Wohlfahrtsverband den Trägerverein der Treberhilfe "wegen verbandsschädigenden Verhaltens" mit sofortiger Wirkung ausgeschlossen. Die Verhinderung eines externen Prüfberichts über das Geschäftsgebaren der Treberhilfe durch Vorstandmitglieder des Vereins habe "endgültig das Fass zum Überlaufen gebracht", erklärte der Dachverband zur Begründung. Anders als der Trägerverein ist die Treberhilfe mit ihrer gGmbH Mitglied des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Der Zwischenbericht sollte eigentlich am selben Tag von Diakonie-Vorstand Dane als damals noch amtierendem Vorsitzenden des Aufsichtsrats sowie der früheren Sozialsenatorin Knake-Werner der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das jedoch hatten Ehlert sowie Jäger und Lobbedey verhindert. Da Ehlerts Gesellschafteranteile noch nicht an den Diakonie-Vorstand Dane übertragen wurden, verfügt der Treberhilfe-Gründer in dem Unternehmen nach wie vor über Einfluss.

In dem Bericht geht es um das langjährige Finanzgebaren der gemeinnützigen Treberhilfe GmbH und speziell um Ehlerts Einkommen. Nach Angaben der Fraktion von Bündnis 90/Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus liegt es bei monatlich 35.000 Euro. Als Reaktion auf den Bericht hatte Sozialsenatorin Bluhm bereits am Mittwoch angekündigt, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Zur Begründung hatte Bluhm angeführt, es bestehe der begründete Verdacht, dass öffentliche Mittel zweckentfremdet worden seien.

epd