Freund zum Stellvertreter machen - tut man das?
Groß ist die Freude über eine Beförderung. Was aber, wenn der beste Freund sich auch beworben hatte? Wie geht man selbst damit um, plötzlich dessen Vorgesetzter zu sein?

Beim Internetportal www.das-tut-man-nicht.de können Nutzer Fragen stellen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Angelegenheit in gesellschaftlicher, moralischer, ethischer, sozialer oder religiöser Sicht in Ordnung ist oder eben auch nicht. Experten beantworten die ausgewählten Fragen. Wir stellen jede Woche ein Problem samt Antwort zur Diskussion.

Die Frage:

Ich soll befördert werden, was mich sehr freut. Allerdings habe ich zufällig mitbekommen, dass meine nettester - und kompetentester - Kollege sich auch auf den Job beworben hat, mir das aber nicht gesagt hat. Ich würde nun gern vorher mit ihm im Vertrauen reden und ihn dann auch zu meinem Stellvertreter machen und ihm mehr Geld geben. Aber ich fürchte, dass mir das als Günstlingswirtschaft ausgelegt wird. Tut man das?

Die Antwort: von Jochen Mai. Er ist Diplom-Volkswirt, langjähriger Wirtschaftsjournalist und Leiter des Ressorts "Management + Erfolg" bei der WirtschaftsWoche. Anfang 2008 erschien sein Bestseller "Die Karriere-Bibel" im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv). Das Buch wurde inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt und 2009 von der Stiftung Warentest mit "empfehlenswert" bewertet, das dazugehörige Online-Jobportal karrierebibel.de wurde im April 2009 mit dem "Lead-Award" ausgezeichnet. Jochen Mai ist ein gefragter Redner, Interviewpartner und Diskussionsteilnehmer.

"Ihr Gefühl täuscht Sie nicht, es ist Günstlingswirtschaft. Ihr erster Impuls indes war richtig: Sprechen Sie mit Ihrem Kollegen. Erklären Sie ihm, dass Sie weiterhin auf ihn zählen, dass Sie befreundet bleiben können, aber dass er auch respektieren muss, dass Sie jetzt der Chef sind - und aus Fairnessgründen keine Vorteile gewähren können. Hüten Sie sich davor, ihm Vorteile einzuräumen, die nicht durch Leistung oder Kompetenzen begründet werden können. Erstens sieht das aus, als hätten Sie ein schlechtes Gewissen, befördert worden zu sein. Zweitens vergiftet es das Klima - zwischen den Kollegen insgesamt und Ihrem Freund im Besonderen. Er könnte daraus einen Anspruch ableiten, der Sie erpressbar macht. Und das völlig unnötig. Das tut man nicht."

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