"Die Kirche ist selbstverständlich bereit, daran teilzunehmen und sich dafür einzusetzen", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag. Das Thema müsse "in einer komplexen und angemessenen Weise" behandelt werden, die Untersuchungen über Kindesmissbrauch nicht auf kirchliche Institutionen beschränke.
Vorwürfe nicht allein auf Kirchen konzentrieren
Der Vatikansprecher bezeichnete sexuelle Übergriffe auf Minderjährige in der Kirche wegen ihrer moralischen und erzieherischen Funktion als "besonders verwerflich". Wer "objektiv und informiert" sei, wisse jedoch, dass das Phänomen auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen existiere. "Die Vorwürfe allein auf die Kirche zu konzentrieren, führt zu einer falschen Perspektive", betonte der Vatikansprecher unter Hinweis auf eine Mehrheit von Fällen in nichtkirchlichen Einrichtungen, die in einer jüngsten österreichischen Untersuchung bekanntgeworden seien.
Vor dem Hintergrund der Vorwürfe von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die katholische Kirche arbeite nicht ausreichend mit den Behörden zusammen dankte Lombardi Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihre Anerkennung. Diese habe der Kirche zu Recht "Ernsthaftigkeit und Konstruktivität" in ihren Bemühungen um Aufklärung der Pädophilie-Fälle bescheinigt.
Als Reaktion auf die Missbrauchsfälle an deutschen Schulen haben das Bundesfamilien- und das Bundesbildungsministerium am Montag einen Runden Tisch angekündigt. Er soll erstmals am 23. April zusammentreten und sich vor allem mit Fragen der Vorbeugung befassen. Das Justizministerium will dagegen einen eigenen Runden Tisch mit Vertretern der katholischen Kirche einberufen; diesen lehnt die Deutsche Bischofskonferenz ab, weil es sich nicht um ein spezielles Problem der katholischen Kirche handle.
Rechtzeitig und entschieden reagiert
Die wichtigsten kirchlichen Institutionen hätten "rechtzeitig und entschieden auf das Bekanntwerden des Problems" reagiert, betonte der Vatikansprecher. Sie hätten das Aufkommen des Skandals "in gewissem Sinn beschleunigt", indem sie Opfer auch lange zurückliegender Missbrauchsfälle aufgerufen hätten, über diese zu berichten. Die betroffenen Bischofskonferenzen erwägen dem Vatikansprecher zufolge überdies, ihre nationalen Richtlinien zu überarbeiten. Damit würden neue Strategien der Prävention entwickelt, um alles zu tun, damit ähnliche schwerwiegende Taten sich nicht wiederholen.
Der Vatikansprecher verteidigte überdies die 2001 vom Vatikan beschlossenen Richtlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Kleriker. Im Rahmen des Kirchenrechts zähle dieser zu den schwersten Vergehen. Die unter dem Eindruck der Missbrauchsskandale in der US-amerikanischen Kirche beschlossenen Richtlinien würden "zu Unrecht als Ursache für eine angebliche Kultur des Schweigens verantwortlich gemacht", betonte er im Hinblick auf Äußerungen der Bundesjustizministerin. Die Richtlinien der Glaubenskongregation hätten die Bischöfe vielmehr auf die Schwere des Phänomens aufmerksam gemacht und Impulse für die Ausarbeitung eigener Regeln gegeben.