Die EU-Kommission kritisiert die hohen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland. "Frauen in Deutschland verdienen im Durchschnitt 23,2 Prozent weniger als Männer. Der EU-Durchschnitt liegt bei 18 Prozent. Das ist inakzeptabel", sagte die neue EU-Kommissarin für Justiz und Grundrechte, Viviane Reding, der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagsausgabe).
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
"Allein in Deutschland könnte eine Beseitigung der Lohnunterschiede zu einem Anstieg von rund 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts führen", erklärte die Kommissarin aus Luxemburg. Deutschland sei eines der wirtschaftlich am weitesten entwickelten Länder und sollte mit gutem Beispiel vorangehen. "Ich erwarte mehr Ambition und mehr Tatendrang."
Reding kritisierte darüber hinaus, dass sich die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern in den vergangenen 15 Jahren in der EU kaum verringert und in einigen Ländern sogar noch zugenommen hätten. "In der derzeitigen Krisensituation kann sich Europa eine solche Lohndifferenz nicht leisten." Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei eines der ältesten Rechte und Werte, die auch in den Europäischen Verträgen verankert sind.
Deutschland mit besonders großen Lohnunterschieden
Reding kündigte an, möglichst schnell gegen die ungleiche Einkommensentwicklung von Männern und Frauen vorzugehen. "Zusammen mit den Mitgliedstaaten werde ich mich bemühen, die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede in der EU bis zum Ende meiner Amtszeit in dieser Kommission deutlich zu verringern".
Deutschland gehört nach den jüngsten EU-Statistiken zu den Ländern mit der größten Ungleichheit bei der Bezahlung von Frauen und Männern. Nur in Österreich, den Niederlanden, Zypern, Tschechien und Estland sind die Unterschiede noch größer.