Der erste Online-Auftritt erinnerte in seiner Optik noch an Bücher, mit dem jetzt frei geschalteten Webangebot macht die rheinische Kirche deutlich, dass für sie das Internet das Leitmedium geworden ist.
"Online first" - das Internet als hauptsächliches Kommunikationsmedium zu nutzen - bedeutet für Hermann Wischmann, den zuständigen Leitenden Dezernenten im Düsseldorfer Landeskirchenamt, mehr als nur die neuen technische Möglichkeiten der Medienkonvergenz zu nutzen. Es geht ihm dabei um eine crossmediale Medienstrategie, die die Rundfunkarbeit, landeskirchliche Printpublikationen und auch den Gemeindebrief umfasst. Dabei eignet sich das Internet am besten, die bestehenden Medienangebote miteinander zu verbinden.
Da die rheinische Kirche, die sich über vier Bundesländer verteilt, aber kein Bundesland ganz umfasst, bisher schon auf landeskirchenübergreifende Vernetzung in ihrer Medienarbeit gesetzt hat, ist es nur natürlich, über das Internet diese Kooperationen weiter auszubauen. Ein Interview aus der gemeinsamen Hörfunkredaktion der rheinischen und westfälischen Landeskirche könne nicht nur im Radio, sondern auch auf der Internetseite der Landeskirche und auf den Regionalseiten von nrw.evangelisch.de ausgespielt werden. Auch in der Verbindung von Gemeindebriefen und Gemeindehomepages sieht Landeskirchenrat Wischmann große Chancen.
Internet als partnerschaftliches Begleitmedium
Wichtiger als die technische Verbindung über die verschiedene Medien ist Landeskirchenrat Wischmann die Ausrichtung des landeskirchlichen Internetangebotes auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer. Anders als Massenmedien wie Print, Radio oder Fernsehen ermöglicht das Internet einen Rückkanal. Nach evangelischem Verständnis ist der Glaube nämlich keine Einbahnstraße von der Kirche zu den Menschen hin, sondern Glaube geschieht, wenn Menschen gemeinsam von ihren Glaubenserfahrungen reden und sich darüber austauschen. "Dann wird aus dem 'Internet als Leitmedium kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit' im besten Sinn ein 'Begleitmedium'. Eines, das die Menschen mit all ihren Anliegen partnerschaftlich durchs Leben begleitet. Ein Medium, das sie miteinander und mit der Kirche verbindet - weltweit." - So jedenfalls interpretierte Melanie Huber, Portalleiterin von evangelisch.de die Ausrichtung des neuen rheinischen Internetangebotes in ihrem Vortrag anlässlich des Relaunches von ekir.de in Düsseldorf.
Spiritualität ermöglichen
Vergleicht man die alten und die neuen rheinischen Webseiten, so wird neben neuer Optik auch durch die Navigationsstruktur diese Neuausrichtung deutlich. Oberster Navigationspunkt ist "Glauben". Im Internet will die rheinische Kirche nicht nur Information bieten, sondern Spiritualität ermöglichen. So bietet die rheinische Kirche gemeinsam mit evangelisch.de in der Passionszeit Chat-Andachten an, denn auch im Internet können Menschen gemeinsam beten und Gemeinschaft erfahren.
Bei allen Angeboten ständen die Menschen mit ihren Bedürfnissen im Vordergrund - so Landeskirchenrat Wischmann - und da sei es wichtig, auch neue Wege zu gehen. Experimentelle Andachtsformen müssten dabei evaluiert werden. Jenseits von Taufe und Abendmahl, die der vor Ort versammelten Gemeinde vorbehalten seien, gehe es einen großen Freiraum, den man im Internet ausfüllen könne.
evangelisch.de-Community
Wer durch den neuen rheinischen Webauftritt surft, merkt schnell, dass die rheinische Kirche nicht alles selber macht, sondern häufig auf Kooperationspartner verweist. So bietet die rheinische Landeskirche keine eigene Community an, sondern lädt ihre Kirchenmitglieder beispielsweise ein, sich an der evangelisch.de-Community zu beteiligen. Damit die regionale, landeskirchliche Ebene gestärkt werden kann, ist die Zusammenarbeit in anderen Bereichen wichtig. Hier will sich die Evangelische Kirche im Rheinland weiter in Kooperationen engagieren, und prüfen, was auf landeskirchlicher Ebene und was auf EKD-Ebene am besten realisiert werden kann. Wischmann betont: "Neue landeskirchliche Grenzen wollen wir im Word Wide Web nämlich nicht errichten, sondern abbauen."