"Schön, dass es Dich gibt", 3. März, 20.15 Uhr im Ersten
Schon das geschwungene Schriftbild des Vorspanns macht deutlich, dass es sich bei der Platzierung dieses Films nur um einen Irrtums handeln kann: Geschichten mit Titeln wie "Schön, dass es Dich gibt" pflegt das "Erste" freitags zu zeigen. Andererseits sind die TV-Filme des MDR bekannt für ihre Neigung zu Kuschelfernsehen. Außerdem ist Reinhard Schwabenitzkys Romanze keine gewöhnliche Liebesgeschichte.
Mit Elfi Eschke und Michael Niavarani
Zunächst aber fällt Sprachlehrerin Jackie Hecht (Elfi Eschke) aus allen Wolken, als der Gatte (Michael Niavarani) sie schnöde wegen einer jüngeren sitzen lässt. Die gibt ihm zwar trotz Schwangerschaft kurz drauf ebenfalls den Laufpass, aber weil die Ehe nun mal offensichtlich im Eimer ist, schaut sich Jackie um, was der Markt denn sonst zu bieten hat. Allerdings ist sie nicht mehr die jüngste, schlank ist sie schon lange nicht mehr, und Kleidung wie Auftritt lassen sie erst recht als graue Maus erscheinen. Da gibt’s nur eins: neues Styling, neue Figur. Weil die geplante Schönheitsoperation ein kleines Vermögen kosten würde, braucht Jackie einen Zweitjob und landet schließlich beim Radio, wo sie als reife Ratgeberin direkt in die Herzen der Hörer spricht. Deshalb verliebt sich Peter Sommer (Heio von Stetten) auch zuerst in Jackies Stimme. Der ebenso charmante wie gebildete Romantiker hat keine Lust mehr auf junge Hühner und sucht eine reife Frau. Die beiden sind also wie geschaffen füreinander, aber die deutlich ältere Jackie traut der Liebe nicht, zumal auch Tochter Maria (Nicole Ennemoser) ein Auge auf Peter geworfen hat.
Freitagsschnulze mit viel Wärme, Witz und Sympathie
Natürlich klingt das wie eine Freitagsschnulze, aber dank seiner ausgezeichneten Darsteller erzählt Reinhard Schwabenitzky die Geschichte (Buch: Alexander Hahn, Alexander Mahler, Schwabenitzky) mit viel Wärme, Witz und Sympathie. Die Hauptdarstellerin ist ohnehin ein Ereignis: Eschke, seit Jahrzehnten Schwabenitzkys Lieblingsschauspielerin (und längst auch seine Frau), lässt das hässliche Entlein auf äußerst ansprechende Weise hinter sich, beweist gleichzeitig in den (allerdings diskreten) Nacktaufnahmen sehr viel Mut und steht auf diese Weise für die positive Botschaft des Films: Mach’ das Beste aus Dir und sei ansonsten du selbst. Da die Koproduktion mit dem ORF in Salzburg spielt, gibt es zudem neben dem pittoresken Lokalkolorit auch noch einigen Schmäh, für den vor allem die Nebenfiguren sorgen, beispielsweise Peters cholerischer Bruder (Johannes Krisch) oder sein Kollege Gerard (Merab Ninidze), der gleichfalls Jackies Charme erliegt.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).