Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" meldete, engagierte die Zeitschrift "Bunte" 2007 die in Berlin ansässige Foto- und Rechercheagentur CMK, um ein Foto vom damaligen EU-Kommissar Günter Verheugen und seiner Kabinettschefin Petra Erler zu bekommen. "Wir haben einen Rechercheauftrag an CMK erteilt", bestätigte die Chefredaktion der "Bunte" auf Anfrage des "Spiegel". Verheugen bemerkte laut "Spiegel" im Mai 2007, dass er observiert wurde. Über das Privatleben von Verheugen wurde damals monatelang wegen einer angeblichen Beziehung zu Erler berichtet. Verheugen hatte dies stets bestritten.
"Stern" erhebt neue Vorwürfe in Spitzel-Affäre
Das Hamburger Magazin "Stern" legte am Freitag noch mal nach: Wie "Stern.de" berichtete, sei der Chef der in Berlin ansässigen Foto- und Rechercheagentur Agentur CMK, Stefan Kiessling, "persönlich in die Bespitzelung von Ex-SPD-Chef Franz Müntefering und Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine involviert", wie es hieß. Erste Bilder von Müntefering und seiner heutigen Ehefrau sind von der Illustrierten "Bunte" veröffentlicht worden.
Kiessling wollte zu den Vorwürfen im einzelnen keine Stellung nehmen. Er verbreitete stattdessen am Freitag eine Erklärung, wonach im aktuellen "Stern" gedruckte Arbeitsprotokolle nicht Papiere seiner Firma seien und damit nicht die Arbeitsweise des Unternehmens untermauerten. Es handele sich bei den "Papierausrissen" um Fälschungen.
"Äußerst fragwürdigen Recherchemethoden"
Der "Stern" hatte zunächst zwei ehemalige freie Mitarbeiter der CMK als Quellen genannt, die wegen eben dieser "äußerst fragwürdigen Recherchemethoden" bereits im Sommer 2009 gekündigt worden seien. "Stern.de" teilte am Freitag nun aber mit, Kiessling habe selbst am 12. Februar dieses Jahres zu einem Gespräch in das Berliner Redaktionsbüro gebeten. "Ich war es, der die Identität von Michelle Schumann aufdeckte", wurde er über die Recherchen zu Münteferings heutiger Ehefrau Michelle zitiert, die er im Auftrag der "Bunten" gemacht habe. Er selbst habe ein Foto von beiden geschossen.
Der "Stern" hatte am Mittwoch erstmals darüber berichtet, CMK-Mitarbeiter hätten im Auftrag der "Bunte" die Privatsphäre der Politiker ausgeforscht. Die "Bunte" wies die "Stern"-Vorwürfe zurück, die Hubert Burda Media kündigte juristische Schritte an. Auch CMK verwahrte sich gegen den Vorwurf unlauterer Arbeitsmethoden.
Journalisten-Verband: Intimleben von Politikern tabu
Der intime Lebensbereich von Spitzenpolitikern muss nach Meinung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) für die Medien tabu sein. "Das Intimleben von Politikern auszuspähen, verstößt gegen die berufsethischen Regeln des Journalismus, wie sie im Pressekodex des Deutschen Presserates festgelegt sind", sagte der DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken am Freitag in Berlin.
Mitarbeiter der Berliner Agentur CMK sollen Bewegungsmelder und eine Kamera mit Blick auf die Privatwohnung eines Politikers installiert haben. "Das sind nicht die Recherchemethoden von Journalisten", stellte Konken klar. Zwar könne im Einzelfall ein öffentliches Interesse an einem Partner eines Politikers bestehen. "Das reicht aber in keinem Fall bis in die Intimsphäre hinein."
Der DJV-Vorsitzende Konken warnte Journalistinnen und Journalisten davor, berufsethische Standards zu unterschreiten. "Die dubiosen Methoden, die der "Stern" aufgedeckt hat, müssen ein Einzelfall bleiben. Das sind wir Journalisten unserem Selbstverständnis schuldig."