EKD-Spitze berät über weiteres Vorgehen
Unter der Leitung des amtieren Vorsitzenden, Präses Nikolaus Schneider, berät die EKD über das weitere Vorgehen nach dem Rücktritt von Margoß Käßmann.

Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann vom Ratsvorsitz berät die Führung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seit Freitagmittag im bayerischen Tutzing über das weitere Vorgehen. Geleitet werden die Beratungen vom amtierenden Ratsvorsitzenden, dem rheinischen Präses Nikolaus Schneider. Als wenig wahrscheinlich gilt, dass es bei dem turnusmäßigen Treffen bis Samstag bereits zu personellen Weichenstellungen kommen wird.

Nachfolgedebatte ist reine Spekulation

Am Abend und am Samstag werde das 13 Mitglieder zählende Leitungsgremium das weitere Vorgehen besprechen, sagte der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich am Rande der Beratungen dem epd. Deshalb sei zum jetzigen Zeitpunkt eine Debatte über mögliche Nachfolgekandidaten reine Spekulation. Wünschenswert sei, dass auch der neue Ratsvorsitzende wie Käßmann aus einer lutherischen Kirche stamme.

Käßmann war am Mittwoch nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss mit 1,54 Promille als EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten. Über den künftigen Ratsvorsitz müssen die Synode (Parlament) und die Kirchenkonferenz als Vertretung der 22 Landeskirchen im November entscheiden.

Der Rücktritt von Käßmann hat nach Überzeugung von Landesbischof Friedrich dem Ansehen der evangelischen Kirche nicht geschadet. Die Art und Weise ihres Rückzugs sei im Gegenteil imponierend, sagte er. Das Verhalten sei ein "Vorbild für alle Menschen, die sich als Christen verstehen". Denn die Theologin habe gezeigt, dass sie die Konsequenzen ihres Tuns trägt.

Käßmann soll bei ÖKT wichtige Rolle spielen

Die allgemeine Stimmung unter den Ratsmitgliedern sei sehr traurig und bedrückt. "Margot Käßmann wird uns fehlen, da keiner so ein Charisma und eine Ausstrahlung hat wie sie", sagte Friedrich, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland ist. Der christliche Grundsatz von Schuld, Vergebung und Neuanfang müsse auch für Käßmann gelten. Deshalb könne die Theologin auch in Zukunft "Vieles in der Kirche tun".

Deshalb soll sie auch auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München eine wichtige Rolle spielen. Man wolle sie bitten, ihre geplanten Termine bei dem Christentreffen im Mai wahrzunehmen, sagte Friedrich weiter.

"Wir wollen ihre Stimme hören", betonte Friedrich, der zusammen mit dem Münchner katholischen Erzbischof Reinhard Marx Gastgeber des Ökumenischen Kirchentages ist. Bedauerlich sei, dass Käßmann nicht wie ursprünglich vorgesehen an der zentralen Schlussversammlung mitwirken könne, da dieser Auftritt an die Funktion des Ratsvorsitzes geknüpft sei.

epd