TV-Tipp des Tages: "Tatort: Tod auf dem Rhein" (ARD)
Das war längst überfällig: Die Ermittlungen von Lena Odenthal und Mario Kopper beginnen am Rheinufer, führen aber schnell zum Hockenheim-Ring. Für Maserati-Fans ein Muss.
26.02.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Tatort: Tod auf dem Rhein", 28. Februar, 20.15 Uhr im Ersten

Seit über zwanzig Jahren klärt Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) Mordfälle in Ludwigshafen, aber mit dieser Geschichte von Horst Freund trägt sich ein SWR-"Tatort" erstmals am nur einen Katzensprung entfernten Hockenheim-Ring zu. Allerdings ist ein Film, der im Rennsportmilieu spielt, zwangsläufig mit großem Aufwand verbunden; theoretisch jedenfalls. Anstatt sich ins Getümmel eines Rennwochenendes zu stürzen, haben der Sender und seine Produktionstochter Maran Film die Handlung jedoch vor leeren Rängen angesiedelt: Die traditionsreiche Rennstrecke wird nur zu Testzwecken genutzt, und das zudem von nur einem Team. Dafür sind die Boliden um so imposanter: Die beiden Maserati dürften den Herzschlag jedes Motorsport-Fans beschleunigen.

Blick hinter die Kulissen eines Racing-Teams

Natürlich muss der Film einen Kompromiss finden: Die Geschichte erlaubt zwar einige Blicke hinter die Kulissen eines Racing-Teams, darf aber das Stammpublikum der Sonntagskrimis nicht mit Details langweilen. Nur kurz wird daher erläutert, wie sehr das "Set up", die Abstimmung eines Autos auf die jeweilige Rennstrecke, über Sieg und Niederlage entscheiden kann. In diesen Passagen deutet Freund an, dass er vermutlich noch viel mehr Fakten zu bieten gehabt hätte.

Mit Andreas Patton und Susann Uplegger

Allerdings wirkt die Geschichte mitunter eine Nummer zu groß für einen "Tatort" (Regie: Patrick Winczewski): Nach dem tödlichen Rennunfall seiner Frau hat sich Renningenieur Konrad Hanke (Andreas Patton) aus dem Motorsport zurückgezogen. Erst recht untröstlich macht ihn der Umstand, dass er mit Gabi Stein (Susann Uplegger), just jener Konkurrentin seiner Gattin, die deren Tod angeblich verschuldet hat, ein Verhältnis hatte. Hanke arbeitet jetzt für die Werft seiner Schwägerin. Als Rennstallbesitzer Hamacher (Bruno F. Apitz) seine überholte Yacht abholen will, um den ersten Sieg seines Schützlings Martin Berger (Enno Hasse) zu feiern, kommt es zum Streit. Tags drauf wird Hanke tot am Rheinufer gefunden, wenig später sein Laptop mit den Set-up-Daten geklaut. Sohn Daniel (Jeremias Koschorz) ist außer sich vor Wut: Er ist überzeugt, Hamacher steckt dahinter, zumal Gabi Stein jetzt für dessen Rennstall fährt. Aber dann wird auch die Rennfahrerin erschlagen. In einer Hinsicht lernt man dazu: Wenn jemand mit einer Magnum ermordet worden ist, muss keineswegs ein Revolver im Spiel gewesen sein.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).