"Die Spielerin", 27. Februar, 22.50 Uhr auf Arte
Fred Breinersdorfer, bekannt für seine mit viel juristischem Fachwissen angereicherten Krimis, erzählt in diesem Drama die Geschichte eines rasanten Absturzes: Einmal von der Spielsucht befallen, hat Polina im Nu den Gerichtsvollzieher im Haus. Bei Regisseur Erhard Riedlsperger und vor allem beim ausgezeichneten Ensemble sind Drehbuch und Figuren in den besten Händen. Durch die kompakte Erzählform wirkt die Entwicklung allerdings wie gerafft: Innerhalb kürzester Zeit erlebt Polina gelegentliche Höhen und ganz viele Tiefen. Natürlich ist das eine tolle Rolle für jede Schauspielerin; selbst wenn sich Hannelore Elsner darauf beschränkt, Polinas Absturz durch immer hektischeres Rauchen und strähniger werdende Haare darzustellen.
Mit Erwin Steinhauer und Hannelore Elsner
Ruhender Pol des Films ist Erwin Steinhauer, der die Kugel im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt erst ins Rollen bringt. Der Wiener, einer der populärsten Schauspieler Österreichs und bei uns durch seine Rollen als Landpolizist Polt zumindest ein bisschen bekannt geworden ("Blumen für Polt", "Polterabend"), hat fast die reizvollere Rolle. Schon allein die erste Begegnung von Polina (Hannelore Elsner) und Friedrich Mühlbichler ist originell: Sie findet ihn in ihrem Bett in einem Hamburger Nobelhotel vor; offenbar ein Versehen der Rezeption. Doch der distinguierte Anwalt Mühlbichler ist nicht nur abgebrannt, sondern hat auch eine Klage wegen Veruntreuung von 2,1 Millionen Euro am Hals. Als der Horoskop-Fan erkennt, dass Polina gerade in einer Glücksphase ist, drückt er ihr einen Stapel Hunderter in die Hand und schickt sie ins Casino. Dort setzt sie stur auf die Null, die 35-fachen Gewinn verspricht - und gewinnt in einer halben Stunde über 20.000 Euro. Alsbald ist sie vom Spielteufel gepackt und zockt sich um Kopf und Kragen. Eine Rechtfertigung hat sie auch: Sie will die Kaution für ihren mittlerweile inhaftierten Geliebten aufbringen.
Eine geheimnisvolle Aura umgibt Mühlbichler
Neben der Frage, ob Polina noch mal die Kurve kriegt, verdankt die Geschichte ihre Spannung natürlich nicht zuletzt der geheimnisvollen Aura, die Mühlbichler umgibt: Ist er wirklich ein Betrüger? Und war er einst ebenfalls spielsüchtig? Doch auch die Umsetzung ist reizvoll: Immer wieder verdeutlicht Frank Brühne mit seinen extremen Kameraperspektiven, dass die Dinge kräftig aus dem Ruder geraten sind. Wie sehr die Beteiligten von dem Projekt überzeugt waren, zeigt schließlich die Besetzung der Nebenfiguren: Selbst für kleinste Rollen konnten namhafte Darsteller wie Nina Petri, Frank Giering und Gesine Cukrowski gewonnen werden.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).