Respekt und Bedauern für Käßmanns Schritt
Respekt vor ihrer Konsequenz, aber auch Bedauern über ihren Rücktritt - das sind die vorherrschenden Reaktionen aus der Politik auf Margot Käßmanns Schritt.

Der Vizepräses der EKD-Synode, Günther Beckstein, sagte gegenüber dem epd: "Von mir aus hätte sie bleiben können." Nach evangelischem Amtsverständnis sei ein Bischof oder eine Bischöfin auch nur ein fehlbarer Mensch, so der ehemalige bayerische Ministerpräsident und CSU-Politiker. Beckstein erinnerte daran, dass Käßmann im Unterschied zu ihrem Vorgänger Wolfgang Huber, der ein disziplinierter Intellektueller gewesen sei, stets eine "tiefe Menschlichkeit" habe durchblicken lassen.

Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich wertet den Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann als einen schweren Verlust für den deutschen Protestantismus. Es sei zwar keine Bagatelle, mit 1,54 Promille Blutalkohol Auto zu fahren, erklärte Friedrich am Mittwoch in München. Bischöfin Käßmann habe jedoch ihren Fehler sofort eingestanden. Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann erklärte: "Ich bedauere den Rücktritt der Ratsvorsitzenden außerordentlich, weil ich Frau Käßmann in den letzten Wochen - gerade auch in der Diskussion um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr - als äußerst konstruktiv und hilfreich erlebt habe."

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"Ich bin tief erschüttert und sehr traurig über die Ereignisse der vergangenen Tage", sagte Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen. Die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann äußerte Bedauern über den Rücktritt von Margot Käßmann. Den Menschen in Deutschland werde die Stimme von Käßmann fehlen, sagte die leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland am Mittwoch in Magdeburg. Käßmann habe viele Menschen erreicht, weil sie "ehrlich, offen und zugleich behutsam die Brüche und Möglichkeiten des Scheiterns im Leben" angesprochen habe.

Auch der Berliner Bischof Markus Dröge bedauerte den Rückzug von Käßmann als hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende. Mit ihrem Rücktritt von beiden Leitungsämtern setze sie "das hohe Maß an Glaubwürdigkeit fort, das sie selbst lebt und von anderen einfordert", sagte Dröge. Respekt zollte der sächsiche Bischof Jochen Bohl für die Entscheidung Käßmanns. Sie habe Schaden von ihrem Amt fernhalten wollen. Dies entspreche ihrer "klaren und geradlinigen Persönlichkeit".

Mit Bedauern hat Erzbischof Robert Zollitsch den Rücktritt von Margot Käßmann aufgenommen. "Ich kenne Frau Käßmann seit langem als einen Menschen, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, respektiere gerade deshalb ihre Entscheidung und kann diesen Schritt verstehen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch in Freiburg. "Ich wünsche Ihr in dieser schwierigen Stunde Gottes Segen", fügte der Erzbischof hinzu.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann mit Respekt und Bedauern aufgenommen. "Ich habe die Zusammenarbeit mit Bischöfin Käßmann sehr geschätzt", erklärte Merkel am Mittwoch in Berlin. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm hatte zuvor bereits erklärt, dass die Kanzlerin Käßmann als "Gesprächspartnerin, als Seelsorgerin und als Theologin" geschätzt habe.

Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel hat mit Bedauern und Respekt auf den Rücktritt reagiert. Er bedauere ihren Rücktritt sehr, da er Käßmann als "verlässliche Anwältin für Solidarität" und starke Persönlichkeit kennengelernt habe. Käßmann habe den Mut gehabt, wichtige Debatten innerhalb der evangelischen Kirche und für Deutschland anzustoßen. "Ich hoffe, dass sie sich auch weiterhin zu Wort melden wird", sagte Gabriel.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat die am Mittwoch zurückgetretene Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, aufgefordert, sich auch künftig in gesellschaftspolitische Debatten einzumischen. "Sie ist eine Persönlichkeit, die für Positionen gestritten hat und damit unsere Gesellschaft bereichert hat", sagte Beck. Für ihre Entscheidung zurückzutreten, verdiene Käßmann "großen Respekt". "Sie hat in ihrer eigenen Sache genauso konsequent gehandelt, wie man das aus ihrer beruflichen Tätigkeit kennt", sagte der Ministerpräsident und frühere SPD-Bundesvorsitzende.

Grünen-Chefin Claudia Roth hat den Rücktritt von Käßmann bedauert. "Die Entscheidung von Bischöfin Käßmann verdient Respekt", sagte Roth am Mittwoch in Berlin. "Sie beweist ihre große persönliche Integrität." Gleichwohl bedauere sie den Schritt aus tiefstem Herzen. Die Gesellschaft brauche mehr streitbare Menschen wie Käßmann. "Ich wünsche mir sehr, dass ihre Stimme auch in Zukunft weithin hörbar ist."

Die Diakonie hat die Margot Käßmann als engagierte Kämpferin für soziale Nöte gewürdigt. "Sie hat die sozialpolitischen Themen und die Anliegen der Menschen, die Hilfe brauchen, engagiert ins öffentliche Bewusstsein gerückt", erklärten der Präsident und das Vorstandsmitglied des Diakonischen Werkes, Klaus-Dieter Kottnik und Kerstin Griese, am Mittwoch in Berlin. Griese und Kottnik bedauerten den Rücktritt Käßmanns, drückten aber zugleich ihren Respekt für die Entscheidung und den Mut dazu aus. In der kurzen Zeit ihres Ratsvorsitzes habe die Diakonie außerordentlich gut und konstruktiv mit Käßmann zusammengearbeitet.

Mit Betroffenheit hat der Deutsche Evangelische Kirchentag den Rücktritt von Margot Käßmann von ihren kirchlichen Spitzenämtern aufgenommen. "Trotzdem ist unser Bedauern und unsere Traurigkeit sehr groß, dass wir Sie als kirchenleitende Persönlichkeit verlieren", schreiben Eckhard Nagel für den Vorstand und Ellen Ueberschär als Generalsekretärin des Kirchentages in einem offenen Brief. Darin heißt es, Käßmann sei eine "großartige Impulsgeberin für den Protestantismus in Deutschland" und eine "große Freundin" des Kirchentages. "Es ist unsere tiefe christliche Überzeugung, dass Fehler vergeben werden können, gerade dort, wo Verantwortung übernommen wird", schreiben Nagel und Ueberschär. Vor ihrer Wahl zur hannoverschen Landesbischöfin 1999 war Käßmann Generalsekretärin des Kirchentages.

Die Präsidentin den Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, hat Verständnis für den Rücktritt von Margot Käßmann vom Ratsvorsitz der evangelischen Kirche geäußert. Mit diesem Schritt habe Käßmann Mut bewiesen, erklärte Knobloch am Mittwoch in München. Die Zentralratspräsidentin fügte hinzu: "Ich schätze Frau Käßmann insbesondere wegen ihres aufrichtigen Charakters und ihres hartnäckigen Engagements gegen den Rechtsextremismus."

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epd/dpa