Der kommentierte Aphorismus (XXI)
In seiner Kolumne kommentiert Hasso Mansfeld Aphorismen. In dieser Folge hat er sich ein Wort von Immanuel Kant vorgenommen. Thema: Irrtümer.
24.02.2010
Von Hasso Mansfeld

„Allgemeine Regeln und Bedingungen der Vermeidung des Irrtums überhaupt sind:

1. selbst zu denken,
2. sich an die Stelle eines anderen zu denken und
3. jederzeit mit sich selbst einstimmig zu denken.“

Immanuel Kant, Deutscher Philosoph, geboren am 22. April 1724 und gestorben am 12. Februar 1804 in Königsberg.

Um Irrtümer zu vermeiden, muss man sich zunächst einmal Klarheit über die eigene Persönlichkeit verschaffen. Man muss wissen wer man ist, was man ist und was man will. Man muss seinen eigenen Kopf benutzen, nach seiner eigenen Überzeugung handeln und sich nicht in seinem Handeln von der Meinung von anderen beeinflussen lassen.

Derjenige, der schon bei der Überlegung nach der richtigen Entscheidung nach der möglichen Reaktion seiner Umgebung schielt, der läuft große Gefahr, einen Irrtum zu begehen. Es gilt, den eigenen Weg zu finden, sein Streben nach dem richtigen Handlungsziel ausrichten und nicht das zu tun, was allgemein üblich ist. Was aber nicht bedeuten darf, alle Entscheidungen krankhaft egoistisch, nur auf sich selbst bezogen zu fällen.

Daher ist es wichtig, gegenüber seinen Mitmenschen eine Empathie zu entwickeln. Empathisch zu sein bedeutet, sich in die Lage des anderen zu versetzen, mit ihm mitzufühlen und sich darüber klar zu werden, was der andere empfinden muss. Nur wenn man sich auch in die Stelle des anderen denkt, ist es möglich, angemessen zu reagieren.

Im letzten Punkt der Regeln und Bedingungen zur Vermeidung des Irrtums plädiert der Königsberger Philosoph dafür, dass man sich bei allen Entscheidungen treu bleiben solle. Das bedeutet, nach einem festen, reflektierten, persönlichen Wertekanon zu entscheiden und nicht heute so und morgen so, gerade wie es opportun erscheint.


Über den Autor:

Hasso Mansfeld arbeitet als selbstständiger Kommunikations-Berater. Die Beschäftigung mit philosophischen Fragen ist fester Bestandteil seiner Beratungstätigkeit. Für seine Ideen und Kampagnen wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet.