Käßmann kündigt Erklärung an - Medien melden Rücktritt
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich hinter seine Vorsitzende Margot Käßmann gestellt. Ihr sei "einmütig" das Vertrauen ausgesprochen worden, hieß es. Käßmann selbst kündigte eine Erklärung für 16 Uhr an.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat für den Mittwochnachmittag eine Erklärung angekündigt. Die hannoversche Landesbischöfin will um 16 Uhr im EKD-Kirchenamt in Hannover vor die Presse treten. Nach Informationen verschiedener Medien wird erwartet, dass sie von ihren kirchlichen Leitungsämtern zurücktritt. Gegen die 51-jährige Theologin wird wegen Alkohols am Steuer ermittelt. In der gemeinsamen Einladung von EKD und hannoverscher Landeskirche wurden indes keine Details genannt.

Die Spitzen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatten sich nach der Trunkenheitsfahrt der Ratsvorsitzenden Margot Käßmann hinter die Bischöfin gestellt. In einer am Mittwochmorgen verbreiteten Erklärung sprach der Rat der EKD der hannoverschen Landesbischöfin "einmütig" sein Vertrauen aus. Zuvor hatten sich bereits Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt und deren Stellvertreter an der Spitze des Kirchenparlaments, Günther Beckstein, hinter Käßmann gestellt.

Wie es in der am Dienstagabend zwischen den 14 Ratsmitgliedern in einer Telefonkonferenz abgestimmten Erklärung heißt, will der Rat auf einer turnusgemäßen Sitzung noch in dieser Woche eine "abschließende Bewertung" vornehmen. "In ungeteiltem Vertrauen überlässt der Rat seiner Vorsitzenden die Entscheidung über den Weg, der dann gemeinsam eingeschlagen werden soll", heißt es. Regulär ist eine Tagung des obersten Leitungsgremiums der EKD für Freitag und Samstag im bayerischen Tutzing vorgesehen.

Strafbefehl droht

Käßmann war am Samstagabend in Hannover mit 1,54 Promille Alkohol im Blut von Polizisten am Steuer ihres Dienstwagens gestoppt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Der 51-Jährigen drohen ein schriftlicher Strafbefehl, eine Geldstrafe von einem Monatsgehalt und der Entzug des Führerscheins für bis zu ein Jahr.

Käßmann erklärte, sie habe einen schlimmen Fehler begangen. Ihr sei bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer sei: "Den rechtlichen Konsequenzen werde ich mich selbstverständlich stellen."

Rückendeckung von Synodenpräses Göring-Eckardt

Synodenpräses Göring-Eckardt sagte der ARD, sie schätze, wie viele andere auch, Käßmanns Arbeit als Ratsvorsitzende "außerordentlich". Sie wisse aus persönlichen Gesprächen, dass die Bischöfin von ihrem Fehler selbst am meisten getroffen ist und respektiere, dass sich Käßmann jetzt für eine Weile zurückziehe. Nach Bekanntwerden der Ermittlungen am Dienstag hatte die Theologin alle weiteren öffentlichen Termine für diese Woche abgesagt.

Göring-Eckardts Stellvertreter Beckstein sagte der ARD, er halte es für "völlig eindeutig", dass Käßmann im Amt bleiben kann: "Bei uns ist ein Bischof kein Heiliger."

Käßmann war im Oktober vergangenen Jahres an die Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden und repräsentiert in dem Amt 25 Millionen Protestanten. Als hannoversche Landesbischöfin ist sie seit zehn Jahren im Amt.
 

epd

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