In den Industrieländern stieg der Fleischkonsum leicht. Ein Deutscher isst der UN-Statistik zufolge 83,3 Kilogramm und liegt damit etwa im Durchschnitt der Industrienationen. Das starke Wachstum der Viehwirtschaft wird FAO-Schätzungen zufolge in den nächsten Jahrzehnten anhalten. Bis 2050 rechnet die UN-Organisation mit einer Verdoppelung der jährlichen Fleischproduktion auf 463 Millionen Tonnen weltweit.
80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Viehhaltung
Der Bestand an Rindern wird sich demnach von 1,5 Milliarden Tieren auf 2,6 Milliarden erhöhen, die Zahl der Schafe von 1,7 auf 2,7 Milliarden. Bereits jetzt würden weltweit 80 Prozent des Agrarlandes für Viehhaltung verwendet. Als Grund nennt die FAO "marktverzerrende" Regelungen in einigen Ländern.
FAO-Generaldirektor Jacques Diouf beklagte ein "institutionelles Vakuum" bei der Regulierung der Viehwirtschaft. Er forderte dringend mehr staatliche Kontrolle und internationale Regelwerke. Die Viehhaltung schadet dem Klima durch den Ausstoß von Methan. Diouf verwies auch auf den immensen Verbrauch an Land, Wasser und Wäldern. In die Verhütung von Tierkrankheiten müsse mehr investiert werden. Sonst drohten Epidemien zunehmend auf Menschen überzugreifen.
Bis zu fünf Milliarden Menschen leiden laut FAO weiter unter Eisenmangel. Fleisch ist eisenhaltig. Aber nur unter stärkerer Kontrolle könne das starke Wachstum der Viehwirtschaft einen Beitrag zum Kampf gegen den Hunger leisten, heißt es in dem jährlichen Bericht zur Lage von Ernährung und Landwirtschaft. Weltweit hungern mehr als eine Milliarde Menschen. Übermäßiger Fleischkonsum wird aber für Übergewicht und eine Reihe von Krankheiten bei Einwohnern in Industrienationen verantwortlich gemacht.
Schlüsselrolle bei der Armutsbekämpfung
Die Fleischproduktion steuert laut FAO einen entscheidenden Teil zum Lebensunterhalt von weltweit einer Milliarde Menschen bei, darunter viele Kleinbauern. Ohne Unterstützung könnten kleine Bauern aber nicht gegen die Konkurrenz agro-industrieller Betriebe bestehen. "Viehzucht muss eine Schlüsselrolle bei der Armutsbekämpfung spielen", betonte dennoch FAO-Generaldirektor Diouf.
Wegen fehlender Regulierung droht das Wachstum der Fleischwirtschaft laut FAO auch zu einer Umweltgefahr zu werden. So hätten neue Technologien zu einer wachsenden Kluft zwischen hoch wettbewerbsfähiger Massentierproduktion und Kleinbauern geführt. Für arme Landwirte erfülle die Nutztierhaltung jedoch neben der Ernährung vielfältige Funktionen, etwa bei der Bearbeitung der Äcker und als Sicherheit für Krisenzeiten.
Durch eine zunehmend konzentrierte Nutztierhaltung in der Nähe von Großstädten und wachsenden internationalen Handel mit Fleischprodukten breiten sich laut FAO vermehrt Tierkrankheiten aus, die auf Menschen überspringen. Vor allem Kleinbauern müssten in Vorsorgesysteme eingebunden werden. Zugleich sollten sie Hilfe beim Aufbau einer neuen Existenz bekommen, wenn sie die Tierhaltung aufgeben wollten.